Der Hannover Concordancer und das Hannover Advanced Academic Writing Corpus: eine korpuslinguistische Software mit dem dazugehörigen Dissertationskorpus für den Einsatz in Schreibberatungen

Research output: ThesisDoctoral thesis

Authors

  • Tobias Gärtner

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Details

Original languageGerman
QualificationDoctor of Philosophy
Awarding Institution
Supervised by
  • Peter Schlobinski, Supervisor
Date of Award15 Nov 2023
Place of PublicationHannover
Publication statusPublished - 2023

Abstract

Bildungseinrichtungen funktionieren, trotz aller romantischen Bildungsideale, nach wirtschaftlichen Prinzipien. Eine höhere Bildungseinrichtung wie eine Universität oder Fachhochschule wird in Fakultäten unterteilt und diese in Institute. An diesen Instituten arbeiten Professor_innen und ein akademischer Mittelbau. Zusätzlich unterstützen Mitarbeiter_innen den Lehrbetrieb in Technik und Verwaltung. Sowohl das Personal als auch die Infrastruktur kosten Geld. Das bedeutet, dass mit begrenzten finanziellen Mitteln eine gewisse Anzahl an Studienplätzen realisiert werden kann. Da vielfach die Anzahl an Studieninteressierten größer ist als die Anzahl an Studienplätzen, werden nur die erfolgversprechendsten Bewerber_innen akzeptiert. Manche Studiengänge nutzen die ersten Semester, um die Anzahl der Studierenden weiter zu reduzieren. Im Verlauf des Studiums versucht die Bildungseinrichtung durch weitere Angebote wie Schreibzentren, Studierende zu ihrem Abschluss zu führen, um die aufgewendeten Ressourcen sinnvoll eingesetzt zu haben. Auch wenn diese Beschreibung überspitzt und gleichzeitig simplifiziert ist, so entspricht sie doch in Grundzügen einer wirtschaftlichen Betrachtung von höherer Bildung. Viele Studiengänge befassen sich in ihren ersten Semestern vor allem mit den für das Fachgebiet notwendigen Grundlagen. Akademisches Schreiben gehört außerhalb der Geisteswissenschaften häufig nicht dazu. So kommt es vor, dass vor allem in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen erst in den letzten beiden Semestern wissenschaftliche Aufsätze geschrieben werden müssen. Um Komplikationen beim wissenschaftlichen Schreiben von Abschlussarbeiten zu vermeiden und damit die von den Bildungseinrichtungen eingesetzten Mittel zu bewahren, haben viele größere Universitäten und Fachhochschulen Schreibzentren eingerichtet. Diese Schreibzentren sollen Studierende in ihren Schreibprozessen begleiten und damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit erhöhen. Schreibzentren stehen vor der Herausforderung, dass das Personal, welches sie rekrutieren, vor allem aus Geisteswissenschaftler_innen besteht. Diese kennen sich zwar mit dem Schreiben im Allgemeinen und im Speziellen mit dem Schreiben in geisteswissenschaftlichen Disziplinen aus, sind jedoch häufig mit Studierenden aus anderen akademischen Traditionen konfrontiert. Vor allem, wenn die Studierenden ihre Arbeiten in einer Fremdsprache verfassen müssen, ergeben sich zusätzliche Herausforderungen. In dieser Situation reichen allgemeine Hinweise zu Herangehensweisen an akademisches Schreiben und die Vermittlung von unterschiedlichen Zitierweisen nicht aus. Wenn innerhalb der Schreibberatung auf einzelne Absätze und Formulierungen in Abschlussarbeiten eingegangen werden soll, stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Erfahrungslücken zwischen den akademischen Traditionen der Schreibberater_innen und der Studierenden zu überbrücken sind. Zwar gibt es für einzelne akademische Disziplinen fachspezifische Handbücher, Nachschlagewerke und Wörterbücher, jedoch sind diese in der Breite unzureichend vorhanden und in der Tiefe teils unbrauchbar, um Schreibberater_innen dabei zu unterstützen, sich sprachlich in die Thematik ihrer Studierenden einzudenken. Studierende wissen sehr wohl, was die von ihnen verwendeten Fachbegriffe bedeuten. Es fehlen ihnen oftmals jedoch die Mittel, diese sinnvoll in den Kontext eines akademischen Aufsatzes einzubetten. Korpuslinguistik würde hier Abhilfe schaffen. Mittels Korpora und einer entsprechenden Software ließe sich die Verwendung von Begriffen in ihrem Kontext betrachten und danach in eigenen Texten nachahmen. Wenn die Software und die Kenntnisse der Nutzer_innen es hergeben, ließe sich die Verwendung eines Suchbegriffs quantifizieren und damit feststellen, ob die einzelne Verwendung eine Ausnahme oder doch die Regel ist. Allerdings sind bisherige Werkzeuge vor allem auf die Bedürfnisse von Linguist_innen ausgerichtet oder aber basieren auf Textgrundlagen, die zu allgemein für Schreibberatungen sind. Aus diesem Grund haben sich korpuslinguistische Werkzeuge wie AntConc oder WordSmithTools bisher vielfach nicht durchgesetzt. Die dieser Arbeit zu Grunde liegende Software soll eine Unterstützung für Schreibberatungen sein, um den Mangel an adäquaten Hilfsmitteln zu reduzieren. Mit HanConc soll es Schreibberater_innen ermöglicht werden, fachspezifische Textsammlungen anzulegen, zu durchsuchen und die Ergebnisse adressatengerecht aufzubereiten. Damit wird die Beratung über wissenschaftliche Disziplinen hinweg vereinfacht und somit die Erfolgswahrscheinlichkeit von Schreibberatung für Studierende erhöht. Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zunächst wird der inhaltliche Rahmen abgesteckt. Anschließend wird die Zusammenarbeit von Schreibberater_innen und Studierenden innerhalb des akademischen Schreibprozesses analysiert. Am Beispiel der HanConc werden die universitären Anforderungen an Schreibberatung ermittelt und mit dem tatsächlichen Aufwand eines Schreibberaters, d.h. in diesem Fall des Autors, verglichen. Mit Hilfe einer Umfrage wird überprüft, ob sich die Ergebnisse des Vergleichs mit den Erfahrungen anderer Schreibzentren an anderen deutschen Bildungseinrichtungen decken. Um die Anforderungen von Schreibberatungen an HanConc zu erfüllen, wurde ein Korpus bestehend aus allen Dissertationen der HanConc erstellt. Dieses Korpus wird eingehend beschrieben und auf die Homogenität innerhalb und Heterogenität außerhalb der Fakultätsgrenzen überprüft. Abschließend wird HanConc im Vergleich zu bestehenden Werkzeugen als Antwort auf die skizzierten Anforderungen vorgestellt. Der Quellcode inklusive ausführlicher Dokumentation befindet sich in einem gesonderten Repositorium.

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title = "Der Hannover Concordancer und das Hannover Advanced Academic Writing Corpus: eine korpuslinguistische Software mit dem dazugeh{\"o}rigen Dissertationskorpus f{\"u}r den Einsatz in Schreibberatungen",
abstract = "Bildungseinrichtungen funktionieren, trotz aller romantischen Bildungsideale, nach wirtschaftlichen Prinzipien. Eine h{\"o}here Bildungseinrichtung wie eine Universit{\"a}t oder Fachhochschule wird in Fakult{\"a}ten unterteilt und diese in Institute. An diesen Instituten arbeiten Professor_innen und ein akademischer Mittelbau. Zus{\"a}tzlich unterst{\"u}tzen Mitarbeiter_innen den Lehrbetrieb in Technik und Verwaltung. Sowohl das Personal als auch die Infrastruktur kosten Geld. Das bedeutet, dass mit begrenzten finanziellen Mitteln eine gewisse Anzahl an Studienpl{\"a}tzen realisiert werden kann. Da vielfach die Anzahl an Studieninteressierten gr{\"o}{\ss}er ist als die Anzahl an Studienpl{\"a}tzen, werden nur die erfolgversprechendsten Bewerber_innen akzeptiert. Manche Studieng{\"a}nge nutzen die ersten Semester, um die Anzahl der Studierenden weiter zu reduzieren. 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In dieser Situation reichen allgemeine Hinweise zu Herangehensweisen an akademisches Schreiben und die Vermittlung von unterschiedlichen Zitierweisen nicht aus. Wenn innerhalb der Schreibberatung auf einzelne Abs{\"a}tze und Formulierungen in Abschlussarbeiten eingegangen werden soll, stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Erfahrungsl{\"u}cken zwischen den akademischen Traditionen der Schreibberater_innen und der Studierenden zu {\"u}berbr{\"u}cken sind. Zwar gibt es f{\"u}r einzelne akademische Disziplinen fachspezifische Handb{\"u}cher, Nachschlagewerke und W{\"o}rterb{\"u}cher, jedoch sind diese in der Breite unzureichend vorhanden und in der Tiefe teils unbrauchbar, um Schreibberater_innen dabei zu unterst{\"u}tzen, sich sprachlich in die Thematik ihrer Studierenden einzudenken. Studierende wissen sehr wohl, was die von ihnen verwendeten Fachbegriffe bedeuten. Es fehlen ihnen oftmals jedoch die Mittel, diese sinnvoll in den Kontext eines akademischen Aufsatzes einzubetten. 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Mit HanConc soll es Schreibberater_innen erm{\"o}glicht werden, fachspezifische Textsammlungen anzulegen, zu durchsuchen und die Ergebnisse adressatengerecht aufzubereiten. Damit wird die Beratung {\"u}ber wissenschaftliche Disziplinen hinweg vereinfacht und somit die Erfolgswahrscheinlichkeit von Schreibberatung f{\"u}r Studierende erh{\"o}ht. Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zun{\"a}chst wird der inhaltliche Rahmen abgesteckt. Anschlie{\ss}end wird die Zusammenarbeit von Schreibberater_innen und Studierenden innerhalb des akademischen Schreibprozesses analysiert. Am Beispiel der HanConc werden die universit{\"a}ren Anforderungen an Schreibberatung ermittelt und mit dem tats{\"a}chlichen Aufwand eines Schreibberaters, d.h. in diesem Fall des Autors, verglichen. Mit Hilfe einer Umfrage wird {\"u}berpr{\"u}ft, ob sich die Ergebnisse des Vergleichs mit den Erfahrungen anderer Schreibzentren an anderen deutschen Bildungseinrichtungen decken. 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author = "Tobias G{\"a}rtner",
year = "2023",
doi = "10.15488/15358",
language = "Deutsch",
school = "Gottfried Wilhelm Leibniz Universit{\"a}t Hannover",

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TY - BOOK

T1 - Der Hannover Concordancer und das Hannover Advanced Academic Writing Corpus

T2 - eine korpuslinguistische Software mit dem dazugehörigen Dissertationskorpus für den Einsatz in Schreibberatungen

AU - Gärtner, Tobias

PY - 2023

Y1 - 2023

N2 - Bildungseinrichtungen funktionieren, trotz aller romantischen Bildungsideale, nach wirtschaftlichen Prinzipien. Eine höhere Bildungseinrichtung wie eine Universität oder Fachhochschule wird in Fakultäten unterteilt und diese in Institute. An diesen Instituten arbeiten Professor_innen und ein akademischer Mittelbau. Zusätzlich unterstützen Mitarbeiter_innen den Lehrbetrieb in Technik und Verwaltung. Sowohl das Personal als auch die Infrastruktur kosten Geld. Das bedeutet, dass mit begrenzten finanziellen Mitteln eine gewisse Anzahl an Studienplätzen realisiert werden kann. Da vielfach die Anzahl an Studieninteressierten größer ist als die Anzahl an Studienplätzen, werden nur die erfolgversprechendsten Bewerber_innen akzeptiert. Manche Studiengänge nutzen die ersten Semester, um die Anzahl der Studierenden weiter zu reduzieren. Im Verlauf des Studiums versucht die Bildungseinrichtung durch weitere Angebote wie Schreibzentren, Studierende zu ihrem Abschluss zu führen, um die aufgewendeten Ressourcen sinnvoll eingesetzt zu haben. Auch wenn diese Beschreibung überspitzt und gleichzeitig simplifiziert ist, so entspricht sie doch in Grundzügen einer wirtschaftlichen Betrachtung von höherer Bildung. Viele Studiengänge befassen sich in ihren ersten Semestern vor allem mit den für das Fachgebiet notwendigen Grundlagen. Akademisches Schreiben gehört außerhalb der Geisteswissenschaften häufig nicht dazu. So kommt es vor, dass vor allem in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen erst in den letzten beiden Semestern wissenschaftliche Aufsätze geschrieben werden müssen. Um Komplikationen beim wissenschaftlichen Schreiben von Abschlussarbeiten zu vermeiden und damit die von den Bildungseinrichtungen eingesetzten Mittel zu bewahren, haben viele größere Universitäten und Fachhochschulen Schreibzentren eingerichtet. Diese Schreibzentren sollen Studierende in ihren Schreibprozessen begleiten und damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit erhöhen. Schreibzentren stehen vor der Herausforderung, dass das Personal, welches sie rekrutieren, vor allem aus Geisteswissenschaftler_innen besteht. Diese kennen sich zwar mit dem Schreiben im Allgemeinen und im Speziellen mit dem Schreiben in geisteswissenschaftlichen Disziplinen aus, sind jedoch häufig mit Studierenden aus anderen akademischen Traditionen konfrontiert. Vor allem, wenn die Studierenden ihre Arbeiten in einer Fremdsprache verfassen müssen, ergeben sich zusätzliche Herausforderungen. In dieser Situation reichen allgemeine Hinweise zu Herangehensweisen an akademisches Schreiben und die Vermittlung von unterschiedlichen Zitierweisen nicht aus. Wenn innerhalb der Schreibberatung auf einzelne Absätze und Formulierungen in Abschlussarbeiten eingegangen werden soll, stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Erfahrungslücken zwischen den akademischen Traditionen der Schreibberater_innen und der Studierenden zu überbrücken sind. Zwar gibt es für einzelne akademische Disziplinen fachspezifische Handbücher, Nachschlagewerke und Wörterbücher, jedoch sind diese in der Breite unzureichend vorhanden und in der Tiefe teils unbrauchbar, um Schreibberater_innen dabei zu unterstützen, sich sprachlich in die Thematik ihrer Studierenden einzudenken. Studierende wissen sehr wohl, was die von ihnen verwendeten Fachbegriffe bedeuten. Es fehlen ihnen oftmals jedoch die Mittel, diese sinnvoll in den Kontext eines akademischen Aufsatzes einzubetten. Korpuslinguistik würde hier Abhilfe schaffen. Mittels Korpora und einer entsprechenden Software ließe sich die Verwendung von Begriffen in ihrem Kontext betrachten und danach in eigenen Texten nachahmen. Wenn die Software und die Kenntnisse der Nutzer_innen es hergeben, ließe sich die Verwendung eines Suchbegriffs quantifizieren und damit feststellen, ob die einzelne Verwendung eine Ausnahme oder doch die Regel ist. Allerdings sind bisherige Werkzeuge vor allem auf die Bedürfnisse von Linguist_innen ausgerichtet oder aber basieren auf Textgrundlagen, die zu allgemein für Schreibberatungen sind. Aus diesem Grund haben sich korpuslinguistische Werkzeuge wie AntConc oder WordSmithTools bisher vielfach nicht durchgesetzt. Die dieser Arbeit zu Grunde liegende Software soll eine Unterstützung für Schreibberatungen sein, um den Mangel an adäquaten Hilfsmitteln zu reduzieren. Mit HanConc soll es Schreibberater_innen ermöglicht werden, fachspezifische Textsammlungen anzulegen, zu durchsuchen und die Ergebnisse adressatengerecht aufzubereiten. Damit wird die Beratung über wissenschaftliche Disziplinen hinweg vereinfacht und somit die Erfolgswahrscheinlichkeit von Schreibberatung für Studierende erhöht. Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zunächst wird der inhaltliche Rahmen abgesteckt. Anschließend wird die Zusammenarbeit von Schreibberater_innen und Studierenden innerhalb des akademischen Schreibprozesses analysiert. Am Beispiel der HanConc werden die universitären Anforderungen an Schreibberatung ermittelt und mit dem tatsächlichen Aufwand eines Schreibberaters, d.h. in diesem Fall des Autors, verglichen. Mit Hilfe einer Umfrage wird überprüft, ob sich die Ergebnisse des Vergleichs mit den Erfahrungen anderer Schreibzentren an anderen deutschen Bildungseinrichtungen decken. Um die Anforderungen von Schreibberatungen an HanConc zu erfüllen, wurde ein Korpus bestehend aus allen Dissertationen der HanConc erstellt. Dieses Korpus wird eingehend beschrieben und auf die Homogenität innerhalb und Heterogenität außerhalb der Fakultätsgrenzen überprüft. Abschließend wird HanConc im Vergleich zu bestehenden Werkzeugen als Antwort auf die skizzierten Anforderungen vorgestellt. Der Quellcode inklusive ausführlicher Dokumentation befindet sich in einem gesonderten Repositorium.

AB - Bildungseinrichtungen funktionieren, trotz aller romantischen Bildungsideale, nach wirtschaftlichen Prinzipien. Eine höhere Bildungseinrichtung wie eine Universität oder Fachhochschule wird in Fakultäten unterteilt und diese in Institute. An diesen Instituten arbeiten Professor_innen und ein akademischer Mittelbau. Zusätzlich unterstützen Mitarbeiter_innen den Lehrbetrieb in Technik und Verwaltung. Sowohl das Personal als auch die Infrastruktur kosten Geld. Das bedeutet, dass mit begrenzten finanziellen Mitteln eine gewisse Anzahl an Studienplätzen realisiert werden kann. Da vielfach die Anzahl an Studieninteressierten größer ist als die Anzahl an Studienplätzen, werden nur die erfolgversprechendsten Bewerber_innen akzeptiert. Manche Studiengänge nutzen die ersten Semester, um die Anzahl der Studierenden weiter zu reduzieren. Im Verlauf des Studiums versucht die Bildungseinrichtung durch weitere Angebote wie Schreibzentren, Studierende zu ihrem Abschluss zu führen, um die aufgewendeten Ressourcen sinnvoll eingesetzt zu haben. Auch wenn diese Beschreibung überspitzt und gleichzeitig simplifiziert ist, so entspricht sie doch in Grundzügen einer wirtschaftlichen Betrachtung von höherer Bildung. Viele Studiengänge befassen sich in ihren ersten Semestern vor allem mit den für das Fachgebiet notwendigen Grundlagen. Akademisches Schreiben gehört außerhalb der Geisteswissenschaften häufig nicht dazu. So kommt es vor, dass vor allem in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen erst in den letzten beiden Semestern wissenschaftliche Aufsätze geschrieben werden müssen. Um Komplikationen beim wissenschaftlichen Schreiben von Abschlussarbeiten zu vermeiden und damit die von den Bildungseinrichtungen eingesetzten Mittel zu bewahren, haben viele größere Universitäten und Fachhochschulen Schreibzentren eingerichtet. Diese Schreibzentren sollen Studierende in ihren Schreibprozessen begleiten und damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit erhöhen. Schreibzentren stehen vor der Herausforderung, dass das Personal, welches sie rekrutieren, vor allem aus Geisteswissenschaftler_innen besteht. Diese kennen sich zwar mit dem Schreiben im Allgemeinen und im Speziellen mit dem Schreiben in geisteswissenschaftlichen Disziplinen aus, sind jedoch häufig mit Studierenden aus anderen akademischen Traditionen konfrontiert. Vor allem, wenn die Studierenden ihre Arbeiten in einer Fremdsprache verfassen müssen, ergeben sich zusätzliche Herausforderungen. In dieser Situation reichen allgemeine Hinweise zu Herangehensweisen an akademisches Schreiben und die Vermittlung von unterschiedlichen Zitierweisen nicht aus. Wenn innerhalb der Schreibberatung auf einzelne Absätze und Formulierungen in Abschlussarbeiten eingegangen werden soll, stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Erfahrungslücken zwischen den akademischen Traditionen der Schreibberater_innen und der Studierenden zu überbrücken sind. Zwar gibt es für einzelne akademische Disziplinen fachspezifische Handbücher, Nachschlagewerke und Wörterbücher, jedoch sind diese in der Breite unzureichend vorhanden und in der Tiefe teils unbrauchbar, um Schreibberater_innen dabei zu unterstützen, sich sprachlich in die Thematik ihrer Studierenden einzudenken. Studierende wissen sehr wohl, was die von ihnen verwendeten Fachbegriffe bedeuten. Es fehlen ihnen oftmals jedoch die Mittel, diese sinnvoll in den Kontext eines akademischen Aufsatzes einzubetten. Korpuslinguistik würde hier Abhilfe schaffen. Mittels Korpora und einer entsprechenden Software ließe sich die Verwendung von Begriffen in ihrem Kontext betrachten und danach in eigenen Texten nachahmen. Wenn die Software und die Kenntnisse der Nutzer_innen es hergeben, ließe sich die Verwendung eines Suchbegriffs quantifizieren und damit feststellen, ob die einzelne Verwendung eine Ausnahme oder doch die Regel ist. Allerdings sind bisherige Werkzeuge vor allem auf die Bedürfnisse von Linguist_innen ausgerichtet oder aber basieren auf Textgrundlagen, die zu allgemein für Schreibberatungen sind. Aus diesem Grund haben sich korpuslinguistische Werkzeuge wie AntConc oder WordSmithTools bisher vielfach nicht durchgesetzt. Die dieser Arbeit zu Grunde liegende Software soll eine Unterstützung für Schreibberatungen sein, um den Mangel an adäquaten Hilfsmitteln zu reduzieren. Mit HanConc soll es Schreibberater_innen ermöglicht werden, fachspezifische Textsammlungen anzulegen, zu durchsuchen und die Ergebnisse adressatengerecht aufzubereiten. Damit wird die Beratung über wissenschaftliche Disziplinen hinweg vereinfacht und somit die Erfolgswahrscheinlichkeit von Schreibberatung für Studierende erhöht. Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zunächst wird der inhaltliche Rahmen abgesteckt. Anschließend wird die Zusammenarbeit von Schreibberater_innen und Studierenden innerhalb des akademischen Schreibprozesses analysiert. Am Beispiel der HanConc werden die universitären Anforderungen an Schreibberatung ermittelt und mit dem tatsächlichen Aufwand eines Schreibberaters, d.h. in diesem Fall des Autors, verglichen. Mit Hilfe einer Umfrage wird überprüft, ob sich die Ergebnisse des Vergleichs mit den Erfahrungen anderer Schreibzentren an anderen deutschen Bildungseinrichtungen decken. Um die Anforderungen von Schreibberatungen an HanConc zu erfüllen, wurde ein Korpus bestehend aus allen Dissertationen der HanConc erstellt. Dieses Korpus wird eingehend beschrieben und auf die Homogenität innerhalb und Heterogenität außerhalb der Fakultätsgrenzen überprüft. Abschließend wird HanConc im Vergleich zu bestehenden Werkzeugen als Antwort auf die skizzierten Anforderungen vorgestellt. Der Quellcode inklusive ausführlicher Dokumentation befindet sich in einem gesonderten Repositorium.

U2 - 10.15488/15358

DO - 10.15488/15358

M3 - Dissertation

CY - Hannover

ER -