Bürgerwissenschaftsprojekte bieten den Teilnehmenden Möglichkeiten sich an wissenschaftlichen Tätigkeiten zu beteiligen um einen Forschungsbeitrag zu leisten, aber auch um aus der Beteiligung Lernergebnisse zu erzielen. Dazu setzen Bürgerwissenschaftsprojekte auf forschungsorientierte Lernkonzepte (z.B. Forschendes Lernen), die sowohl das Fachwissen als das Wissenschaftliche Denken der Teilnehmenden fördern können. Frühere Studien zeigten, dass Teilnehmende von Bürgerwissenschaftsprojekten Fähigkeiten zum Wissenschaftlichen Denken benötigen, um sich an wissenschaftlichen Tätigkeiten zu beteiligen. Bisher gab es allerdings keine Studien zum kausalen Zusammenhang zwischen dem Wissenschaftlichen Denken und dem Fachwissen der Teilnehmenden als Lernergebnisse beim Forschenden Lernen in Bürgerwissenschaftsprojekten. Daher untersuchten die vorliegenden Studien diesen Zusammenhang unter der Annahme, dass Wissenschaftliches Denken den Erwerb von Fachwissen über Wildtierökologie der Teilnehmenden in Bürgerwissenschaftsprojekten vorhersagen. Die Fragebogendaten von 127 Teilnehmenden von zwei Durchgängen eines Bürgerwissenschaftsprojektes zur Stadtökologie von Wildtieren wurden in einem kreuzverzögerten Modell analysiert. Das längsschnittliche Studiendesign ermöglichte die Untersuchung eines kausalen Zusammenhangs zwischen Wissenschaftlichem Denken und Fachwissen über Wildtierökologie. Die Ergebnisse zeigten, dass die Fähigkeiten zum Wissenschaftlichen der Teilnehmenden zu Beginn des Bürgerwissenschaftsprojektes sich positiv auf ihr Fachwissen am Ende des Projekts auswirkten. Die Ergebnisse ergänzen frühere Studien, indem sie zeigen, dass der Erwerb von Fachwissen in Bürgerwissenschaftsprojekten von den Fähigkeiten der Teilnehmenden zum Wissenschaftlichen Denken abhängt. Vermutlich fördert Wissenschaftliches Denken die Nutzung forschungsorientierter Lerngelegenheiten und somit das Fachwissen über das spezifische Thema (hier: Wildtierökologie). Diese Vermutung stützen frühere Studien, die zeigen, dass Teilnehmende Wissenschaftliches Denken benötigen, um sich in wissenschaftliche Tätigkeiten während eines Bürgerwissenschaftsprojekts einzubringen. Die vorliegende Studie erweitert diese Befunde um den positiven Effekt von Wissenschaftlichem Denken auf das Fachwissen der Teilnehmenden. Die Berücksichtigung individueller Vorkenntnisse kann die Lernergebnisse von Teilnehmenden in Bürgerwissenschaftsprojekten erklären. Die vorliegende Studie impliziert, dass bereits vor Projektbeginn Lerngelegenheiten zur Förderung des Wissenschaftlichen Denkens für heterogenere Teilnehmergruppen geboten werden sollten.