Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten? Methodologische Überlegungen zu Intentionalität und Positionalität am Beispiel von Bewegungsforschung

Publikation: Beitrag in Buch/Bericht/Sammelwerk/KonferenzbandAufsatz in KonferenzbandForschungPeer-Review

Autoren

  • Catharina Peeck-Ho
  • Deborah Sielert

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Details

OriginalspracheDeutsch
Titel des SammelwerksKomplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen
UntertitelVerhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018
Herausgeber/-innenNicole Burzan
Band39
PublikationsstatusVeröffentlicht - 4 Nov. 2019
Veranstaltung39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - Göttingen, Deutschland
Dauer: 24 Sept. 201828 Sept. 2018

Abstract

Obwohl der Begriff der Intentionen im Rahmen feministischer Standpunkttheorien eine Rolle spielt, steht die systematische Auseinandersetzung mit seinem Stellenwert für Reflexionsprozesse über Positionalität bisher aus. Gerade in Zeiten von „alternative facts“ ist es jedoch zentral Wissensproduktion verstärkt im Hinblick auf die damit verbundenen Intentionen zu reflektieren. Diese stellen einen Aspekt von Positionalität dar und verweisen darauf, dass reflektierte Wissensproduktion nicht beliebig ist. Dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, dem sich Geschlechterforschung derzeit ausgesetzt sieht, kann mit dem Verweis auf transparente Entstehungsbedingungen von Wissen durchaus begegnet werden. Ein transparenter Umgang mit Intentionen und sozialer Positionierung kann aus dieser Perspektive eine Strategie sein, um die eigene Wissensproduktion zu reflektieren sowie Reflexionsprozesse über die mit diesen Prozessen verbundenen Intentionen einzufordern. Speziell politische Intentionen spielen hier eine Rolle, das gilt sowohl für den Kontext sozialer Bewegungsforschung als auch für Debatten um die Normativität von Wissensproduktion und den aktuellen Angriffen auf die Gender Studies.

Dieser Gedanke wird am Beispiel zweier Projekte aus dem Bereich der Bewegungsforschung erörtert. Methodologische Debatten um den Umgang mit Positionalität haben wiederholt auf die spezifischen Probleme von Rollenkonflikten (u.a. Corbin Dwyer, Buckle 2009), aber auch auf die Potenziale einer Forschung hingewiesen, die sich solidarisch zu den Gruppen verhält, die im Zentrum stehen (u.a. Mies 1984; Haiven, Khasnabish 2015). Gerade in diesem Bereich, der eng mit politischen Zielsetzungen von Aktivist_innen und ihren Erwartungen an Forschende verknüpft ist, ist ein reflexiver Umgang mit den eigenen Intentionen seitens der beteiligten Wissenschaftler_innen zentral: Unsere Positionierungen zu den jeweiligen Interviewparterinnen – Anarchistinnen in den Niederlanden und muslimischen Aktivistinnen in Großbritannien – unterschieden sich nicht nur im Hinblick auf die damit verbundenen Insider/Outsider Konstellationen, sondern waren zudem durch damit verknüpfte Unterschiede in den Intentionen der Forschung geprägt. Dies hatte Auswirkungen auf Forschungsdesign und -praxis, die im Beitrag diskutiert wurden, um die Bedeutung eines reflexiven Umgangs mit Intentionen zu verdeutlichen.

Zitieren

Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten? Methodologische Überlegungen zu Intentionalität und Positionalität am Beispiel von Bewegungsforschung. / Peeck-Ho, Catharina; Sielert, Deborah.
Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen: Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. Hrsg. / Nicole Burzan. Band 39 2019.

Publikation: Beitrag in Buch/Bericht/Sammelwerk/KonferenzbandAufsatz in KonferenzbandForschungPeer-Review

Peeck-Ho, C & Sielert, D 2019, Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten? Methodologische Überlegungen zu Intentionalität und Positionalität am Beispiel von Bewegungsforschung. in N Burzan (Hrsg.), Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen: Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. Bd. 39, 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Göttingen, Deutschland, 24 Sept. 2018. <https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1034>
Peeck-Ho, C., & Sielert, D. (2019). Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten? Methodologische Überlegungen zu Intentionalität und Positionalität am Beispiel von Bewegungsforschung. In N. Burzan (Hrsg.), Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen: Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018 (Band 39) https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1034
Peeck-Ho C, Sielert D. Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten? Methodologische Überlegungen zu Intentionalität und Positionalität am Beispiel von Bewegungsforschung. in Burzan N, Hrsg., Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen: Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. Band 39. 2019
Peeck-Ho, Catharina ; Sielert, Deborah. / Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten? Methodologische Überlegungen zu Intentionalität und Positionalität am Beispiel von Bewegungsforschung. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen: Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. Hrsg. / Nicole Burzan. Band 39 2019.
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TY - GEN

T1 - Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten?

T2 - 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

AU - Peeck-Ho, Catharina

AU - Sielert, Deborah

PY - 2019/11/4

Y1 - 2019/11/4

N2 - Obwohl der Begriff der Intentionen im Rahmen feministischer Standpunkttheorien eine Rolle spielt, steht die systematische Auseinandersetzung mit seinem Stellenwert für Reflexionsprozesse über Positionalität bisher aus. Gerade in Zeiten von „alternative facts“ ist es jedoch zentral Wissensproduktion verstärkt im Hinblick auf die damit verbundenen Intentionen zu reflektieren. Diese stellen einen Aspekt von Positionalität dar und verweisen darauf, dass reflektierte Wissensproduktion nicht beliebig ist. Dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, dem sich Geschlechterforschung derzeit ausgesetzt sieht, kann mit dem Verweis auf transparente Entstehungsbedingungen von Wissen durchaus begegnet werden. Ein transparenter Umgang mit Intentionen und sozialer Positionierung kann aus dieser Perspektive eine Strategie sein, um die eigene Wissensproduktion zu reflektieren sowie Reflexionsprozesse über die mit diesen Prozessen verbundenen Intentionen einzufordern. Speziell politische Intentionen spielen hier eine Rolle, das gilt sowohl für den Kontext sozialer Bewegungsforschung als auch für Debatten um die Normativität von Wissensproduktion und den aktuellen Angriffen auf die Gender Studies.Dieser Gedanke wird am Beispiel zweier Projekte aus dem Bereich der Bewegungsforschung erörtert. Methodologische Debatten um den Umgang mit Positionalität haben wiederholt auf die spezifischen Probleme von Rollenkonflikten (u.a. Corbin Dwyer, Buckle 2009), aber auch auf die Potenziale einer Forschung hingewiesen, die sich solidarisch zu den Gruppen verhält, die im Zentrum stehen (u.a. Mies 1984; Haiven, Khasnabish 2015). Gerade in diesem Bereich, der eng mit politischen Zielsetzungen von Aktivist_innen und ihren Erwartungen an Forschende verknüpft ist, ist ein reflexiver Umgang mit den eigenen Intentionen seitens der beteiligten Wissenschaftler_innen zentral: Unsere Positionierungen zu den jeweiligen Interviewparterinnen – Anarchistinnen in den Niederlanden und muslimischen Aktivistinnen in Großbritannien – unterschieden sich nicht nur im Hinblick auf die damit verbundenen Insider/Outsider Konstellationen, sondern waren zudem durch damit verknüpfte Unterschiede in den Intentionen der Forschung geprägt. Dies hatte Auswirkungen auf Forschungsdesign und -praxis, die im Beitrag diskutiert wurden, um die Bedeutung eines reflexiven Umgangs mit Intentionen zu verdeutlichen.

AB - Obwohl der Begriff der Intentionen im Rahmen feministischer Standpunkttheorien eine Rolle spielt, steht die systematische Auseinandersetzung mit seinem Stellenwert für Reflexionsprozesse über Positionalität bisher aus. Gerade in Zeiten von „alternative facts“ ist es jedoch zentral Wissensproduktion verstärkt im Hinblick auf die damit verbundenen Intentionen zu reflektieren. Diese stellen einen Aspekt von Positionalität dar und verweisen darauf, dass reflektierte Wissensproduktion nicht beliebig ist. Dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, dem sich Geschlechterforschung derzeit ausgesetzt sieht, kann mit dem Verweis auf transparente Entstehungsbedingungen von Wissen durchaus begegnet werden. Ein transparenter Umgang mit Intentionen und sozialer Positionierung kann aus dieser Perspektive eine Strategie sein, um die eigene Wissensproduktion zu reflektieren sowie Reflexionsprozesse über die mit diesen Prozessen verbundenen Intentionen einzufordern. Speziell politische Intentionen spielen hier eine Rolle, das gilt sowohl für den Kontext sozialer Bewegungsforschung als auch für Debatten um die Normativität von Wissensproduktion und den aktuellen Angriffen auf die Gender Studies.Dieser Gedanke wird am Beispiel zweier Projekte aus dem Bereich der Bewegungsforschung erörtert. Methodologische Debatten um den Umgang mit Positionalität haben wiederholt auf die spezifischen Probleme von Rollenkonflikten (u.a. Corbin Dwyer, Buckle 2009), aber auch auf die Potenziale einer Forschung hingewiesen, die sich solidarisch zu den Gruppen verhält, die im Zentrum stehen (u.a. Mies 1984; Haiven, Khasnabish 2015). Gerade in diesem Bereich, der eng mit politischen Zielsetzungen von Aktivist_innen und ihren Erwartungen an Forschende verknüpft ist, ist ein reflexiver Umgang mit den eigenen Intentionen seitens der beteiligten Wissenschaftler_innen zentral: Unsere Positionierungen zu den jeweiligen Interviewparterinnen – Anarchistinnen in den Niederlanden und muslimischen Aktivistinnen in Großbritannien – unterschieden sich nicht nur im Hinblick auf die damit verbundenen Insider/Outsider Konstellationen, sondern waren zudem durch damit verknüpfte Unterschiede in den Intentionen der Forschung geprägt. Dies hatte Auswirkungen auf Forschungsdesign und -praxis, die im Beitrag diskutiert wurden, um die Bedeutung eines reflexiven Umgangs mit Intentionen zu verdeutlichen.

M3 - Aufsatz in Konferenzband

VL - 39

BT - Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen

A2 - Burzan, Nicole

Y2 - 24 September 2018 through 28 September 2018

ER -