Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht: Vision:En 2040 - Unsere Ideen, unsere Energiewende

Publikation: Buch/Bericht/Sammelwerk/KonferenzbandSonstiger BerichtForschung

Autoren

  • Julia Thiele
  • Julia Wiehe
  • Christina von Haaren

Organisationseinheiten

Forschungs-netzwerk anzeigen

Details

OriginalspracheDeutsch
Seitenumfang149
PublikationsstatusVeröffentlicht - Okt. 2022

Abstract

Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, welche die Beteiligung von jeder einzelnen Person erfordert. Indem fossile Brennstoffe und Atomkraft durch erneu-erbare Energien ersetzt werden, ist die Energiewende der wichtigste Baustein, um die Kli-maschutzziele zu erreichen und die Folgen des menschengemachten Klimawandels abzu-mildern. Eine naturverträgliche Energiewende kann darüber hinaus positive Beiträge zur Minderung des Biodiversitätsverlusts leisten. Insgesamt ist die Energiewende von der Mehr-heit der Bevölkerung gewünscht. In der Praxis vor Ort können Planungen für neue erneuer-bare Energieanlagen (EE-Anlagen) jedoch auf Skepsis stoßen. Anwohnende wünschen sich eine größere und frühzeitige Beteiligung am Planungsprozess. Die Forschung liefert theore-tische und praktische Anhaltspunkte, die eine örtliche Akzeptanzbildung durch kollaborative, räumliche Planung unterstützen.
Das Projekt „Lokaler Energiewendedialog“ verfolgte vor diesem Hintergrund die Zielsetzung, den Prozess der Energiewende konfliktärmer zu gestalten und die Akzeptanzbildung zu för-dern. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten in die Praxis getragen und auf der lokalen Ebene die konkrete Verantwortung für die Energiewende deutlich kommuniziert und ange-nommen werden.
Im Vorhaben „Lokaler Energiewendedialog“ wurde ein Veranstaltungskonzept mit einem Dialogtool entwickelt: ‚Vision:En 2040‘. Das Dialogtool weist Serious-Gaming- und Gamifica-tion-Elemente auf, und fördert somit als geschützter, emotionaler Erlebnisraum klimabezo-genes Handeln und bietet einen Rahmen für kooperatives Lernen sowie Diskussionen. ‚Vision:En 2040‘ wurde für den Einsatz auf kommunaler Ebene konzipiert und richtet sich sowohl an interessierte Privatpersonen als auch an Entscheidungstragende aus der Regio-nal- und Lokalpolitik sowie an die Kommunalverwaltung.
Das dreistündige Veranstaltungskonzept untergliedert sich in eine Einführungsphase, eine Kleingruppenphase und ein Abschlussplenum. In der Einführungsphase hören die Teilneh-menden einen einleitenden Vortrag, der allgemeine Informationen zur Energiewende, den EE-Ausbaustatus der Gemeinde, zu den Auswirkungen unterschiedlicher EE-Anlagentypen und zum Dialogtool umfasst.
In der anschließenden Kleingruppenphase simulieren die Teilnehmenden mit Hilfe des Dia-logtools (Einzelgruppenmodul) einen Ausbau erneuerbarer Energien für ihre Gemeinde. Sie verorten dafür Windenergieanlagen (WEA) sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) auf der Gemeindefläche und stellen einen Schieberegler für die Nutzung von Dach-Photovoltaik (Dach-PV) ein. Das Dialogtool zeigt auf, inwiefern sich Standorte nach der Ex-pertise von Forschungsprojekten mensch- und naturverträglich für den EE-Ausbau eignen. Bei jeder Anlagenplatzierung berechnet das Dialogtool den potenziellen Stromertrag, der für alle platzierten EE-Anlagen summiert und einem Zielstromertrag der Gemeinde gegenüber-gestellt wird.
Im abschließenden Plenum werden die Gruppenergebnisse vorgestellt und im Gruppener-gebnismodul des Dialogtools überlagert. Die visualisierten Gemeinsamkeiten und Abwei-chungen der Kleingruppenvisionen werden diskutiert, um einen Konsens für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Gemeinde zu identifizieren.
Die Funktionalität und die Benutzerfreundlichkeit eines Prototyps des Dialogtools wurden in einer Testphase mit einem systematischen Testablauf auf den Prüfstand gestellt. Teilneh-mende von ‚Vision:En 2040‘-Veranstaltungen erhielten nach der Veranstaltung einen stan-dardisierten Fragebogen, um die Wirkung von ‚Vision:En 2040‘ zu evaluieren. Gruppendis-kussionen, die während einer ‚Vision:En 2040‘-Veranstaltung initiiert wurden, wurden zusätz-lich durch eine inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse untersucht.
Die Befragung der Veranstaltungsteilnehmenden ergab, dass das Dialogtool den Teilneh-menden auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigen konnte, dass ein weiterer Ausbau von EE-Anlagen in der Gemeinde umgesetzt werden muss. Nur mit einem weiteren Ausbau von EE-Anlagen können die bundesweiten Klimaschutzziele erreicht wer-den. Ihre Verantwortung im Energiewendeprozess wurde verdeutlicht, indem das Dialogtool die Auswirkungen einer ablehnenden oder zustimmenden Einstellung zu bestimmten EE-Anlagentypen oder Anlagenplatzierungen auf den Stromertrag aufzeigt. ‚Vision:En 2040‘ erweiterte das Verständnis verschiedener Positionen bezüglich eines EE-Ausbaus und wur-de als hilfreich bewertet, um gemeinsam EE-Standorte in der Gemeinde zu finden und ver-schiedene persönliche Einstellungen zu diskutieren. Für die Teilnehmenden bietet ‚Vision:En 2040‘ die Möglichkeit, einen gemeinsamen Ausbauplan für erneuerbare Energien in der Ge-meinde zu entwickeln und Konsensflächen für den Ausbau zu finden.
Die ersten Tests zeigten, dass ‚Vision:En 2040‘ das Potenzial besitzt, die Handlungs- und die Einstellungsebene der Akzeptanz gegenüber einem EE-Ausbau vor Ort zu beeinflussen. Denn die quantitative und qualitative Auswertung der Veranstaltungen verdeutlichte, dass Teilnehmende einer Veranstaltung von stillen Befürworter:innen für einen EE-Ausbau zu aktiven Unterstützer:innen werden können. Die Gruppendiskussionen verstärkten die positi-ve Einstellung der Teilnehmenden gegenüber der Energiewende und dem Ausbau von EE-Anlagen. Durch den Einführungsvortrag und die Gruppendiskussionen erweiterten und ver-tieften die Teilnehmenden ihren Informationsstand zur Energiewende und zu EE-Anlagentypen. Personen mit einem höheren Informations- und Wissensstand setzen sich häufiger für den EE-Ausbau ein und ‚Vision:En 2040‘ bietet dafür eine geeignete Plattform. Informationen als Beteiligungsformat haben die größten Auswirkungen auf die Akzeptanz, deswegen könnte ‚Vision:En 2040‘ als informelles Beteiligungsinstrument genutzt werden, da es den Wissens- und Informationsstand fördert.
‚Vision:En 2040‘ ist ein Dialoginstrument, mit dem gleichberechtigte Diskussions- und Lern-prozesse in Städten und Gemeinden bezüglich eines Ausbaus erneuerbarer Energien ange-stoßen werden und die Akzeptanzbildung gegenüber dem EE-Ausbau gefördert wird. Dabei kann es die Flächenausweisungs- und Genehmigungsverfahren nicht ersetzen. Den Veran-staltungsteilnehmenden bereitete die Ausbausimulation durch die integrierten Serious-Gaming-Elemente Freude. Um die Reichweite von ‚Vision:En 2040‘ zu erweitern, sollte ein adressatenoptimiertes Manual angefertigt werden.

Ziele für nachhaltige Entwicklung

Zitieren

Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht: Vision:En 2040 - Unsere Ideen, unsere Energiewende. / Thiele, Julia; Wiehe, Julia; von Haaren, Christina.
2022. 149 S.

Publikation: Buch/Bericht/Sammelwerk/KonferenzbandSonstiger BerichtForschung

Thiele J, Wiehe J, von Haaren C. Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht: Vision:En 2040 - Unsere Ideen, unsere Energiewende. 2022. 149 S. doi: 10.2314/KXP:1818516713
Thiele, Julia ; Wiehe, Julia ; von Haaren, Christina. / Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht : Vision:En 2040 - Unsere Ideen, unsere Energiewende. 2022. 149 S.
Download
@book{d9e72cb8583b45b7bb0895213b346f5e,
title = "Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht: Vision:En 2040 - Unsere Ideen, unsere Energiewende",
abstract = "Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, welche die Beteiligung von jeder einzelnen Person erfordert. Indem fossile Brennstoffe und Atomkraft durch erneu-erbare Energien ersetzt werden, ist die Energiewende der wichtigste Baustein, um die Kli-maschutzziele zu erreichen und die Folgen des menschengemachten Klimawandels abzu-mildern. Eine naturvertr{\"a}gliche Energiewende kann dar{\"u}ber hinaus positive Beitr{\"a}ge zur Minderung des Biodiversit{\"a}tsverlusts leisten. Insgesamt ist die Energiewende von der Mehr-heit der Bev{\"o}lkerung gew{\"u}nscht. In der Praxis vor Ort k{\"o}nnen Planungen f{\"u}r neue erneuer-bare Energieanlagen (EE-Anlagen) jedoch auf Skepsis sto{\ss}en. Anwohnende w{\"u}nschen sich eine gr{\"o}{\ss}ere und fr{\"u}hzeitige Beteiligung am Planungsprozess. Die Forschung liefert theore-tische und praktische Anhaltspunkte, die eine {\"o}rtliche Akzeptanzbildung durch kollaborative, r{\"a}umliche Planung unterst{\"u}tzen.Das Projekt „Lokaler Energiewendedialog“ verfolgte vor diesem Hintergrund die Zielsetzung, den Prozess der Energiewende konflikt{\"a}rmer zu gestalten und die Akzeptanzbildung zu f{\"o}r-dern. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten in die Praxis getragen und auf der lokalen Ebene die konkrete Verantwortung f{\"u}r die Energiewende deutlich kommuniziert und ange-nommen werden.Im Vorhaben „Lokaler Energiewendedialog“ wurde ein Veranstaltungskonzept mit einem Dialogtool entwickelt: ‚Vision:En 2040{\textquoteleft}. Das Dialogtool weist Serious-Gaming- und Gamifica-tion-Elemente auf, und f{\"o}rdert somit als gesch{\"u}tzter, emotionaler Erlebnisraum klimabezo-genes Handeln und bietet einen Rahmen f{\"u}r kooperatives Lernen sowie Diskussionen. ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} wurde f{\"u}r den Einsatz auf kommunaler Ebene konzipiert und richtet sich sowohl an interessierte Privatpersonen als auch an Entscheidungstragende aus der Regio-nal- und Lokalpolitik sowie an die Kommunalverwaltung. Das dreist{\"u}ndige Veranstaltungskonzept untergliedert sich in eine Einf{\"u}hrungsphase, eine Kleingruppenphase und ein Abschlussplenum. In der Einf{\"u}hrungsphase h{\"o}ren die Teilneh-menden einen einleitenden Vortrag, der allgemeine Informationen zur Energiewende, den EE-Ausbaustatus der Gemeinde, zu den Auswirkungen unterschiedlicher EE-Anlagentypen und zum Dialogtool umfasst.In der anschlie{\ss}enden Kleingruppenphase simulieren die Teilnehmenden mit Hilfe des Dia-logtools (Einzelgruppenmodul) einen Ausbau erneuerbarer Energien f{\"u}r ihre Gemeinde. Sie verorten daf{\"u}r Windenergieanlagen (WEA) sowie Photovoltaik-Freifl{\"a}chenanlagen (PV-FFA) auf der Gemeindefl{\"a}che und stellen einen Schieberegler f{\"u}r die Nutzung von Dach-Photovoltaik (Dach-PV) ein. Das Dialogtool zeigt auf, inwiefern sich Standorte nach der Ex-pertise von Forschungsprojekten mensch- und naturvertr{\"a}glich f{\"u}r den EE-Ausbau eignen. Bei jeder Anlagenplatzierung berechnet das Dialogtool den potenziellen Stromertrag, der f{\"u}r alle platzierten EE-Anlagen summiert und einem Zielstromertrag der Gemeinde gegen{\"u}ber-gestellt wird.Im abschlie{\ss}enden Plenum werden die Gruppenergebnisse vorgestellt und im Gruppener-gebnismodul des Dialogtools {\"u}berlagert. Die visualisierten Gemeinsamkeiten und Abwei-chungen der Kleingruppenvisionen werden diskutiert, um einen Konsens f{\"u}r den Ausbau erneuerbarer Energien in der Gemeinde zu identifizieren.Die Funktionalit{\"a}t und die Benutzerfreundlichkeit eines Prototyps des Dialogtools wurden in einer Testphase mit einem systematischen Testablauf auf den Pr{\"u}fstand gestellt. Teilneh-mende von ‚Vision:En 2040{\textquoteleft}-Veranstaltungen erhielten nach der Veranstaltung einen stan-dardisierten Fragebogen, um die Wirkung von ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} zu evaluieren. Gruppendis-kussionen, die w{\"a}hrend einer ‚Vision:En 2040{\textquoteleft}-Veranstaltung initiiert wurden, wurden zus{\"a}tz-lich durch eine inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse untersucht.Die Befragung der Veranstaltungsteilnehmenden ergab, dass das Dialogtool den Teilneh-menden auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigen konnte, dass ein weiterer Ausbau von EE-Anlagen in der Gemeinde umgesetzt werden muss. Nur mit einem weiteren Ausbau von EE-Anlagen k{\"o}nnen die bundesweiten Klimaschutzziele erreicht wer-den. Ihre Verantwortung im Energiewendeprozess wurde verdeutlicht, indem das Dialogtool die Auswirkungen einer ablehnenden oder zustimmenden Einstellung zu bestimmten EE-Anlagentypen oder Anlagenplatzierungen auf den Stromertrag aufzeigt. ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} erweiterte das Verst{\"a}ndnis verschiedener Positionen bez{\"u}glich eines EE-Ausbaus und wur-de als hilfreich bewertet, um gemeinsam EE-Standorte in der Gemeinde zu finden und ver-schiedene pers{\"o}nliche Einstellungen zu diskutieren. F{\"u}r die Teilnehmenden bietet ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} die M{\"o}glichkeit, einen gemeinsamen Ausbauplan f{\"u}r erneuerbare Energien in der Ge-meinde zu entwickeln und Konsensfl{\"a}chen f{\"u}r den Ausbau zu finden. Die ersten Tests zeigten, dass ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} das Potenzial besitzt, die Handlungs- und die Einstellungsebene der Akzeptanz gegen{\"u}ber einem EE-Ausbau vor Ort zu beeinflussen. Denn die quantitative und qualitative Auswertung der Veranstaltungen verdeutlichte, dass Teilnehmende einer Veranstaltung von stillen Bef{\"u}rworter:innen f{\"u}r einen EE-Ausbau zu aktiven Unterst{\"u}tzer:innen werden k{\"o}nnen. Die Gruppendiskussionen verst{\"a}rkten die positi-ve Einstellung der Teilnehmenden gegen{\"u}ber der Energiewende und dem Ausbau von EE-Anlagen. Durch den Einf{\"u}hrungsvortrag und die Gruppendiskussionen erweiterten und ver-tieften die Teilnehmenden ihren Informationsstand zur Energiewende und zu EE-Anlagentypen. Personen mit einem h{\"o}heren Informations- und Wissensstand setzen sich h{\"a}ufiger f{\"u}r den EE-Ausbau ein und ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} bietet daf{\"u}r eine geeignete Plattform. Informationen als Beteiligungsformat haben die gr{\"o}{\ss}ten Auswirkungen auf die Akzeptanz, deswegen k{\"o}nnte ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} als informelles Beteiligungsinstrument genutzt werden, da es den Wissens- und Informationsstand f{\"o}rdert.‚Vision:En 2040{\textquoteleft} ist ein Dialoginstrument, mit dem gleichberechtigte Diskussions- und Lern-prozesse in St{\"a}dten und Gemeinden bez{\"u}glich eines Ausbaus erneuerbarer Energien ange-sto{\ss}en werden und die Akzeptanzbildung gegen{\"u}ber dem EE-Ausbau gef{\"o}rdert wird. Dabei kann es die Fl{\"a}chenausweisungs- und Genehmigungsverfahren nicht ersetzen. Den Veran-staltungsteilnehmenden bereitete die Ausbausimulation durch die integrierten Serious-Gaming-Elemente Freude. Um die Reichweite von ‚Vision:En 2040{\textquoteleft} zu erweitern, sollte ein adressatenoptimiertes Manual angefertigt werden.",
author = "Julia Thiele and Julia Wiehe and {von Haaren}, Christina",
year = "2022",
month = oct,
doi = "10.2314/KXP:1818516713",
language = "Deutsch",

}

Download

TY - BOOK

T1 - Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht

T2 - Vision:En 2040 - Unsere Ideen, unsere Energiewende

AU - Thiele, Julia

AU - Wiehe, Julia

AU - von Haaren, Christina

PY - 2022/10

Y1 - 2022/10

N2 - Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, welche die Beteiligung von jeder einzelnen Person erfordert. Indem fossile Brennstoffe und Atomkraft durch erneu-erbare Energien ersetzt werden, ist die Energiewende der wichtigste Baustein, um die Kli-maschutzziele zu erreichen und die Folgen des menschengemachten Klimawandels abzu-mildern. Eine naturverträgliche Energiewende kann darüber hinaus positive Beiträge zur Minderung des Biodiversitätsverlusts leisten. Insgesamt ist die Energiewende von der Mehr-heit der Bevölkerung gewünscht. In der Praxis vor Ort können Planungen für neue erneuer-bare Energieanlagen (EE-Anlagen) jedoch auf Skepsis stoßen. Anwohnende wünschen sich eine größere und frühzeitige Beteiligung am Planungsprozess. Die Forschung liefert theore-tische und praktische Anhaltspunkte, die eine örtliche Akzeptanzbildung durch kollaborative, räumliche Planung unterstützen.Das Projekt „Lokaler Energiewendedialog“ verfolgte vor diesem Hintergrund die Zielsetzung, den Prozess der Energiewende konfliktärmer zu gestalten und die Akzeptanzbildung zu för-dern. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten in die Praxis getragen und auf der lokalen Ebene die konkrete Verantwortung für die Energiewende deutlich kommuniziert und ange-nommen werden.Im Vorhaben „Lokaler Energiewendedialog“ wurde ein Veranstaltungskonzept mit einem Dialogtool entwickelt: ‚Vision:En 2040‘. Das Dialogtool weist Serious-Gaming- und Gamifica-tion-Elemente auf, und fördert somit als geschützter, emotionaler Erlebnisraum klimabezo-genes Handeln und bietet einen Rahmen für kooperatives Lernen sowie Diskussionen. ‚Vision:En 2040‘ wurde für den Einsatz auf kommunaler Ebene konzipiert und richtet sich sowohl an interessierte Privatpersonen als auch an Entscheidungstragende aus der Regio-nal- und Lokalpolitik sowie an die Kommunalverwaltung. Das dreistündige Veranstaltungskonzept untergliedert sich in eine Einführungsphase, eine Kleingruppenphase und ein Abschlussplenum. In der Einführungsphase hören die Teilneh-menden einen einleitenden Vortrag, der allgemeine Informationen zur Energiewende, den EE-Ausbaustatus der Gemeinde, zu den Auswirkungen unterschiedlicher EE-Anlagentypen und zum Dialogtool umfasst.In der anschließenden Kleingruppenphase simulieren die Teilnehmenden mit Hilfe des Dia-logtools (Einzelgruppenmodul) einen Ausbau erneuerbarer Energien für ihre Gemeinde. Sie verorten dafür Windenergieanlagen (WEA) sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) auf der Gemeindefläche und stellen einen Schieberegler für die Nutzung von Dach-Photovoltaik (Dach-PV) ein. Das Dialogtool zeigt auf, inwiefern sich Standorte nach der Ex-pertise von Forschungsprojekten mensch- und naturverträglich für den EE-Ausbau eignen. Bei jeder Anlagenplatzierung berechnet das Dialogtool den potenziellen Stromertrag, der für alle platzierten EE-Anlagen summiert und einem Zielstromertrag der Gemeinde gegenüber-gestellt wird.Im abschließenden Plenum werden die Gruppenergebnisse vorgestellt und im Gruppener-gebnismodul des Dialogtools überlagert. Die visualisierten Gemeinsamkeiten und Abwei-chungen der Kleingruppenvisionen werden diskutiert, um einen Konsens für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Gemeinde zu identifizieren.Die Funktionalität und die Benutzerfreundlichkeit eines Prototyps des Dialogtools wurden in einer Testphase mit einem systematischen Testablauf auf den Prüfstand gestellt. Teilneh-mende von ‚Vision:En 2040‘-Veranstaltungen erhielten nach der Veranstaltung einen stan-dardisierten Fragebogen, um die Wirkung von ‚Vision:En 2040‘ zu evaluieren. Gruppendis-kussionen, die während einer ‚Vision:En 2040‘-Veranstaltung initiiert wurden, wurden zusätz-lich durch eine inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse untersucht.Die Befragung der Veranstaltungsteilnehmenden ergab, dass das Dialogtool den Teilneh-menden auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigen konnte, dass ein weiterer Ausbau von EE-Anlagen in der Gemeinde umgesetzt werden muss. Nur mit einem weiteren Ausbau von EE-Anlagen können die bundesweiten Klimaschutzziele erreicht wer-den. Ihre Verantwortung im Energiewendeprozess wurde verdeutlicht, indem das Dialogtool die Auswirkungen einer ablehnenden oder zustimmenden Einstellung zu bestimmten EE-Anlagentypen oder Anlagenplatzierungen auf den Stromertrag aufzeigt. ‚Vision:En 2040‘ erweiterte das Verständnis verschiedener Positionen bezüglich eines EE-Ausbaus und wur-de als hilfreich bewertet, um gemeinsam EE-Standorte in der Gemeinde zu finden und ver-schiedene persönliche Einstellungen zu diskutieren. Für die Teilnehmenden bietet ‚Vision:En 2040‘ die Möglichkeit, einen gemeinsamen Ausbauplan für erneuerbare Energien in der Ge-meinde zu entwickeln und Konsensflächen für den Ausbau zu finden. Die ersten Tests zeigten, dass ‚Vision:En 2040‘ das Potenzial besitzt, die Handlungs- und die Einstellungsebene der Akzeptanz gegenüber einem EE-Ausbau vor Ort zu beeinflussen. Denn die quantitative und qualitative Auswertung der Veranstaltungen verdeutlichte, dass Teilnehmende einer Veranstaltung von stillen Befürworter:innen für einen EE-Ausbau zu aktiven Unterstützer:innen werden können. Die Gruppendiskussionen verstärkten die positi-ve Einstellung der Teilnehmenden gegenüber der Energiewende und dem Ausbau von EE-Anlagen. Durch den Einführungsvortrag und die Gruppendiskussionen erweiterten und ver-tieften die Teilnehmenden ihren Informationsstand zur Energiewende und zu EE-Anlagentypen. Personen mit einem höheren Informations- und Wissensstand setzen sich häufiger für den EE-Ausbau ein und ‚Vision:En 2040‘ bietet dafür eine geeignete Plattform. Informationen als Beteiligungsformat haben die größten Auswirkungen auf die Akzeptanz, deswegen könnte ‚Vision:En 2040‘ als informelles Beteiligungsinstrument genutzt werden, da es den Wissens- und Informationsstand fördert.‚Vision:En 2040‘ ist ein Dialoginstrument, mit dem gleichberechtigte Diskussions- und Lern-prozesse in Städten und Gemeinden bezüglich eines Ausbaus erneuerbarer Energien ange-stoßen werden und die Akzeptanzbildung gegenüber dem EE-Ausbau gefördert wird. Dabei kann es die Flächenausweisungs- und Genehmigungsverfahren nicht ersetzen. Den Veran-staltungsteilnehmenden bereitete die Ausbausimulation durch die integrierten Serious-Gaming-Elemente Freude. Um die Reichweite von ‚Vision:En 2040‘ zu erweitern, sollte ein adressatenoptimiertes Manual angefertigt werden.

AB - Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, welche die Beteiligung von jeder einzelnen Person erfordert. Indem fossile Brennstoffe und Atomkraft durch erneu-erbare Energien ersetzt werden, ist die Energiewende der wichtigste Baustein, um die Kli-maschutzziele zu erreichen und die Folgen des menschengemachten Klimawandels abzu-mildern. Eine naturverträgliche Energiewende kann darüber hinaus positive Beiträge zur Minderung des Biodiversitätsverlusts leisten. Insgesamt ist die Energiewende von der Mehr-heit der Bevölkerung gewünscht. In der Praxis vor Ort können Planungen für neue erneuer-bare Energieanlagen (EE-Anlagen) jedoch auf Skepsis stoßen. Anwohnende wünschen sich eine größere und frühzeitige Beteiligung am Planungsprozess. Die Forschung liefert theore-tische und praktische Anhaltspunkte, die eine örtliche Akzeptanzbildung durch kollaborative, räumliche Planung unterstützen.Das Projekt „Lokaler Energiewendedialog“ verfolgte vor diesem Hintergrund die Zielsetzung, den Prozess der Energiewende konfliktärmer zu gestalten und die Akzeptanzbildung zu för-dern. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten in die Praxis getragen und auf der lokalen Ebene die konkrete Verantwortung für die Energiewende deutlich kommuniziert und ange-nommen werden.Im Vorhaben „Lokaler Energiewendedialog“ wurde ein Veranstaltungskonzept mit einem Dialogtool entwickelt: ‚Vision:En 2040‘. Das Dialogtool weist Serious-Gaming- und Gamifica-tion-Elemente auf, und fördert somit als geschützter, emotionaler Erlebnisraum klimabezo-genes Handeln und bietet einen Rahmen für kooperatives Lernen sowie Diskussionen. ‚Vision:En 2040‘ wurde für den Einsatz auf kommunaler Ebene konzipiert und richtet sich sowohl an interessierte Privatpersonen als auch an Entscheidungstragende aus der Regio-nal- und Lokalpolitik sowie an die Kommunalverwaltung. Das dreistündige Veranstaltungskonzept untergliedert sich in eine Einführungsphase, eine Kleingruppenphase und ein Abschlussplenum. In der Einführungsphase hören die Teilneh-menden einen einleitenden Vortrag, der allgemeine Informationen zur Energiewende, den EE-Ausbaustatus der Gemeinde, zu den Auswirkungen unterschiedlicher EE-Anlagentypen und zum Dialogtool umfasst.In der anschließenden Kleingruppenphase simulieren die Teilnehmenden mit Hilfe des Dia-logtools (Einzelgruppenmodul) einen Ausbau erneuerbarer Energien für ihre Gemeinde. Sie verorten dafür Windenergieanlagen (WEA) sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) auf der Gemeindefläche und stellen einen Schieberegler für die Nutzung von Dach-Photovoltaik (Dach-PV) ein. Das Dialogtool zeigt auf, inwiefern sich Standorte nach der Ex-pertise von Forschungsprojekten mensch- und naturverträglich für den EE-Ausbau eignen. Bei jeder Anlagenplatzierung berechnet das Dialogtool den potenziellen Stromertrag, der für alle platzierten EE-Anlagen summiert und einem Zielstromertrag der Gemeinde gegenüber-gestellt wird.Im abschließenden Plenum werden die Gruppenergebnisse vorgestellt und im Gruppener-gebnismodul des Dialogtools überlagert. Die visualisierten Gemeinsamkeiten und Abwei-chungen der Kleingruppenvisionen werden diskutiert, um einen Konsens für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Gemeinde zu identifizieren.Die Funktionalität und die Benutzerfreundlichkeit eines Prototyps des Dialogtools wurden in einer Testphase mit einem systematischen Testablauf auf den Prüfstand gestellt. Teilneh-mende von ‚Vision:En 2040‘-Veranstaltungen erhielten nach der Veranstaltung einen stan-dardisierten Fragebogen, um die Wirkung von ‚Vision:En 2040‘ zu evaluieren. Gruppendis-kussionen, die während einer ‚Vision:En 2040‘-Veranstaltung initiiert wurden, wurden zusätz-lich durch eine inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse untersucht.Die Befragung der Veranstaltungsteilnehmenden ergab, dass das Dialogtool den Teilneh-menden auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigen konnte, dass ein weiterer Ausbau von EE-Anlagen in der Gemeinde umgesetzt werden muss. Nur mit einem weiteren Ausbau von EE-Anlagen können die bundesweiten Klimaschutzziele erreicht wer-den. Ihre Verantwortung im Energiewendeprozess wurde verdeutlicht, indem das Dialogtool die Auswirkungen einer ablehnenden oder zustimmenden Einstellung zu bestimmten EE-Anlagentypen oder Anlagenplatzierungen auf den Stromertrag aufzeigt. ‚Vision:En 2040‘ erweiterte das Verständnis verschiedener Positionen bezüglich eines EE-Ausbaus und wur-de als hilfreich bewertet, um gemeinsam EE-Standorte in der Gemeinde zu finden und ver-schiedene persönliche Einstellungen zu diskutieren. Für die Teilnehmenden bietet ‚Vision:En 2040‘ die Möglichkeit, einen gemeinsamen Ausbauplan für erneuerbare Energien in der Ge-meinde zu entwickeln und Konsensflächen für den Ausbau zu finden. Die ersten Tests zeigten, dass ‚Vision:En 2040‘ das Potenzial besitzt, die Handlungs- und die Einstellungsebene der Akzeptanz gegenüber einem EE-Ausbau vor Ort zu beeinflussen. Denn die quantitative und qualitative Auswertung der Veranstaltungen verdeutlichte, dass Teilnehmende einer Veranstaltung von stillen Befürworter:innen für einen EE-Ausbau zu aktiven Unterstützer:innen werden können. Die Gruppendiskussionen verstärkten die positi-ve Einstellung der Teilnehmenden gegenüber der Energiewende und dem Ausbau von EE-Anlagen. Durch den Einführungsvortrag und die Gruppendiskussionen erweiterten und ver-tieften die Teilnehmenden ihren Informationsstand zur Energiewende und zu EE-Anlagentypen. Personen mit einem höheren Informations- und Wissensstand setzen sich häufiger für den EE-Ausbau ein und ‚Vision:En 2040‘ bietet dafür eine geeignete Plattform. Informationen als Beteiligungsformat haben die größten Auswirkungen auf die Akzeptanz, deswegen könnte ‚Vision:En 2040‘ als informelles Beteiligungsinstrument genutzt werden, da es den Wissens- und Informationsstand fördert.‚Vision:En 2040‘ ist ein Dialoginstrument, mit dem gleichberechtigte Diskussions- und Lern-prozesse in Städten und Gemeinden bezüglich eines Ausbaus erneuerbarer Energien ange-stoßen werden und die Akzeptanzbildung gegenüber dem EE-Ausbau gefördert wird. Dabei kann es die Flächenausweisungs- und Genehmigungsverfahren nicht ersetzen. Den Veran-staltungsteilnehmenden bereitete die Ausbausimulation durch die integrierten Serious-Gaming-Elemente Freude. Um die Reichweite von ‚Vision:En 2040‘ zu erweitern, sollte ein adressatenoptimiertes Manual angefertigt werden.

U2 - 10.2314/KXP:1818516713

DO - 10.2314/KXP:1818516713

M3 - Sonstiger Bericht

BT - Lokaler Energiewendedialog: Schlussbericht

ER -