Geschlechtergerechte Personenbezeichnungen in deutscher Wissenschaftssprache. Von frühen feministischen Vorschlägen für geschlechtergerechte Sprache zu deren Umsetzung in wissenschaftlichen Abstracts.

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftArtikelForschungPeer-Review

Autoren

Organisationseinheiten

Externe Organisationen

  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
Forschungs-netzwerk anzeigen

Details

OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)261-290
Seitenumfang30
FachzeitschriftSuvremena lingvistika
Jahrgang44
Ausgabenummer86
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2018

Abstract

Der Beitrag beleuchtet Personenbezeichnungen des Deutschen und deren Verwendung bei der geschlechtergerechten Formulierung von Texten. Untersucht werden hierzu die Abstracts von zwei Konferenzen mit deutscher, österreichischer und schweizerischer Beteiligung, die im September 2017 stattfanden. Bei einer der Konferenzen konnte ein explizites Interesse angeschlechtergerechter Sprache angenommen werden, bei der anderen nicht. In die Untersuchung wurden alle deutschsprachigen Abstracts, die der Bundesrepublik Deutschland zugeordnet werden konnten, mit einbezogen. Der Beitrag hat folgenden Aufbau: Nach einer Darstellung der wichtigsten Entwicklungen feministischer Sprachpolitik in Deutschland seit Ende der 1970er–Jahre werden Leitfäden zu geschlechtergerechter Sprachebeschrieben, die ab 1980 zunehmend als Produkte der vorangegangenen Sprachpolitik entstanden. Diese Leitfäden fungieren als Instrumente der Kommunikation für sprachpolitische Analysen und Forderungen. Danach werfen wir einen allgemeinen Blick auf die sprachlichen Mittel zur Personenbezeichnung im Deutschen, um einen Hintergrund für die Diskussionen zu liefern. Die konkreten Umsetzungsvorschläge geschlechtergerechter Personenbezeichnungen werden anschließend, insbesondere im Hinblick auf ihre Anwendbarkeitin Fachtexten, diskutiert. Anhand einiger zentraler Studien werden dann die Zusammenhänge von geschlechtergerechter Sprache und Kognition in Bezug auf das bearbeitete Thema dargestellt. Im abschließenden Analyseteil wird über die Diskussion der in den Konferenz–Abstracts vorgefundenen Personenbezeichnungen den zentralen Fragen nachgegangen, ob und auf welche Art und Weise, die Möglichkeiten geschlechtergerechter Personenbezeichnungen im Kontext der Wissenschaft angewendet werden. Nicht nur gewisse Veränderungen beim Gebrauch geschlechtergerechter Formulierungen in den letzten vierzig Jahren, sondern auch klare Unterschiede, je nach Motivationder SprachbenutzerInnen, können bei dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Es kann anhand der analysierten Abstracts verdeutlicht werden, dass geschlechtergerechte Sprache dazu verwendet wird, Genderstereotype zu vermeiden und möglichst klare und nachvollziehbare Referenzenherzustellen. Die Untersuchung kommt dementsprechend zu dem Schluss, dass es entgegen der jahrzehntelangen Vorwürfe, geschlechtergerechte Sprache sei polemisch und unhandlich, gerade die angestrebte sprachliche Präzision der geschlechtergerechten Sprache ist, die zu deren besonderer Eignung für eine wissenschaftliche Textproduktion beiträgt.

Schlagwörter

    geschlechtergerechte Sprache, Personenbezeichnungen, bundesdeutsches Hochdeutsch, Wissenschaftssprache, Genderlinguistik, feministische Linguistik, Sprachgebrauch, Sprachwandel, gendergerechte Formulierungen, Genderstereotype, Epikoina, Gender

ASJC Scopus Sachgebiete

Zitieren

Geschlechtergerechte Personenbezeichnungen in deutscher Wissenschaftssprache. Von frühen feministischen Vorschlägen für geschlechtergerechte Sprache zu deren Umsetzung in wissenschaftlichen Abstracts. / Lange, Maria Barbara; Ivanov, Inge Christine; Tiemeyer, Tabea.
in: Suvremena lingvistika, Jahrgang 44, Nr. 86, 2018, S. 261-290.

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftArtikelForschungPeer-Review

Download
@article{d26aa98319474a0997c33ff2d6513550,
title = "Geschlechtergerechte Personenbezeichnungen in deutscher Wissenschaftssprache.: Von fr{\"u}hen feministischen Vorschl{\"a}gen f{\"u}r geschlechtergerechte Sprache zu deren Umsetzung in wissenschaftlichen Abstracts.",
abstract = "Der Beitrag beleuchtet Personenbezeichnungen des Deutschen und deren Verwendung bei der geschlechtergerechten Formulierung von Texten. Untersucht werden hierzu die Abstracts von zwei Konferenzen mit deutscher, {\"o}sterreichischer und schweizerischer Beteiligung, die im September 2017 stattfanden. Bei einer der Konferenzen konnte ein explizites Interesse angeschlechtergerechter Sprache angenommen werden, bei der anderen nicht. In die Untersuchung wurden alle deutschsprachigen Abstracts, die der Bundesrepublik Deutschland zugeordnet werden konnten, mit einbezogen. Der Beitrag hat folgenden Aufbau: Nach einer Darstellung der wichtigsten Entwicklungen feministischer Sprachpolitik in Deutschland seit Ende der 1970er–Jahre werden Leitf{\"a}den zu geschlechtergerechter Sprachebeschrieben, die ab 1980 zunehmend als Produkte der vorangegangenen Sprachpolitik entstanden. Diese Leitf{\"a}den fungieren als Instrumente der Kommunikation f{\"u}r sprachpolitische Analysen und Forderungen. Danach werfen wir einen allgemeinen Blick auf die sprachlichen Mittel zur Personenbezeichnung im Deutschen, um einen Hintergrund f{\"u}r die Diskussionen zu liefern. Die konkreten Umsetzungsvorschl{\"a}ge geschlechtergerechter Personenbezeichnungen werden anschlie{\ss}end, insbesondere im Hinblick auf ihre Anwendbarkeitin Fachtexten, diskutiert. Anhand einiger zentraler Studien werden dann die Zusammenh{\"a}nge von geschlechtergerechter Sprache und Kognition in Bezug auf das bearbeitete Thema dargestellt. Im abschlie{\ss}enden Analyseteil wird {\"u}ber die Diskussion der in den Konferenz–Abstracts vorgefundenen Personenbezeichnungen den zentralen Fragen nachgegangen, ob und auf welche Art und Weise, die M{\"o}glichkeiten geschlechtergerechter Personenbezeichnungen im Kontext der Wissenschaft angewendet werden. Nicht nur gewisse Ver{\"a}nderungen beim Gebrauch geschlechtergerechter Formulierungen in den letzten vierzig Jahren, sondern auch klare Unterschiede, je nach Motivationder SprachbenutzerInnen, k{\"o}nnen bei dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Es kann anhand der analysierten Abstracts verdeutlicht werden, dass geschlechtergerechte Sprache dazu verwendet wird, Genderstereotype zu vermeiden und m{\"o}glichst klare und nachvollziehbare Referenzenherzustellen. Die Untersuchung kommt dementsprechend zu dem Schluss, dass es entgegen der jahrzehntelangen Vorw{\"u}rfe, geschlechtergerechte Sprache sei polemisch und unhandlich, gerade die angestrebte sprachliche Pr{\"a}zision der geschlechtergerechten Sprache ist, die zu deren besonderer Eignung f{\"u}r eine wissenschaftliche Textproduktion beitr{\"a}gt.",
keywords = "geschlechtergerechte Sprache, Personenbezeichnungen, bundesdeutsches Hochdeutsch, Wissenschaftssprache, Genderlinguistik, feministische Linguistik, Sprachgebrauch, Sprachwandel, gendergerechte Formulierungen, Genderstereotype, Epikoina, Gender, gender-fair language, scientific language, person nouns, gender in German, sexus versus genus, Fair language, Personal nouns, Feminist linguistics, Gender, Standard german, Scientific language",
author = "Lange, {Maria Barbara} and Ivanov, {Inge Christine} and Tabea Tiemeyer",
year = "2018",
doi = "10.22210/suvlin.2018.086.05",
language = "Deutsch",
volume = "44",
pages = "261--290",
number = "86",

}

Download

TY - JOUR

T1 - Geschlechtergerechte Personenbezeichnungen in deutscher Wissenschaftssprache.

T2 - Von frühen feministischen Vorschlägen für geschlechtergerechte Sprache zu deren Umsetzung in wissenschaftlichen Abstracts.

AU - Lange, Maria Barbara

AU - Ivanov, Inge Christine

AU - Tiemeyer, Tabea

PY - 2018

Y1 - 2018

N2 - Der Beitrag beleuchtet Personenbezeichnungen des Deutschen und deren Verwendung bei der geschlechtergerechten Formulierung von Texten. Untersucht werden hierzu die Abstracts von zwei Konferenzen mit deutscher, österreichischer und schweizerischer Beteiligung, die im September 2017 stattfanden. Bei einer der Konferenzen konnte ein explizites Interesse angeschlechtergerechter Sprache angenommen werden, bei der anderen nicht. In die Untersuchung wurden alle deutschsprachigen Abstracts, die der Bundesrepublik Deutschland zugeordnet werden konnten, mit einbezogen. Der Beitrag hat folgenden Aufbau: Nach einer Darstellung der wichtigsten Entwicklungen feministischer Sprachpolitik in Deutschland seit Ende der 1970er–Jahre werden Leitfäden zu geschlechtergerechter Sprachebeschrieben, die ab 1980 zunehmend als Produkte der vorangegangenen Sprachpolitik entstanden. Diese Leitfäden fungieren als Instrumente der Kommunikation für sprachpolitische Analysen und Forderungen. Danach werfen wir einen allgemeinen Blick auf die sprachlichen Mittel zur Personenbezeichnung im Deutschen, um einen Hintergrund für die Diskussionen zu liefern. Die konkreten Umsetzungsvorschläge geschlechtergerechter Personenbezeichnungen werden anschließend, insbesondere im Hinblick auf ihre Anwendbarkeitin Fachtexten, diskutiert. Anhand einiger zentraler Studien werden dann die Zusammenhänge von geschlechtergerechter Sprache und Kognition in Bezug auf das bearbeitete Thema dargestellt. Im abschließenden Analyseteil wird über die Diskussion der in den Konferenz–Abstracts vorgefundenen Personenbezeichnungen den zentralen Fragen nachgegangen, ob und auf welche Art und Weise, die Möglichkeiten geschlechtergerechter Personenbezeichnungen im Kontext der Wissenschaft angewendet werden. Nicht nur gewisse Veränderungen beim Gebrauch geschlechtergerechter Formulierungen in den letzten vierzig Jahren, sondern auch klare Unterschiede, je nach Motivationder SprachbenutzerInnen, können bei dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Es kann anhand der analysierten Abstracts verdeutlicht werden, dass geschlechtergerechte Sprache dazu verwendet wird, Genderstereotype zu vermeiden und möglichst klare und nachvollziehbare Referenzenherzustellen. Die Untersuchung kommt dementsprechend zu dem Schluss, dass es entgegen der jahrzehntelangen Vorwürfe, geschlechtergerechte Sprache sei polemisch und unhandlich, gerade die angestrebte sprachliche Präzision der geschlechtergerechten Sprache ist, die zu deren besonderer Eignung für eine wissenschaftliche Textproduktion beiträgt.

AB - Der Beitrag beleuchtet Personenbezeichnungen des Deutschen und deren Verwendung bei der geschlechtergerechten Formulierung von Texten. Untersucht werden hierzu die Abstracts von zwei Konferenzen mit deutscher, österreichischer und schweizerischer Beteiligung, die im September 2017 stattfanden. Bei einer der Konferenzen konnte ein explizites Interesse angeschlechtergerechter Sprache angenommen werden, bei der anderen nicht. In die Untersuchung wurden alle deutschsprachigen Abstracts, die der Bundesrepublik Deutschland zugeordnet werden konnten, mit einbezogen. Der Beitrag hat folgenden Aufbau: Nach einer Darstellung der wichtigsten Entwicklungen feministischer Sprachpolitik in Deutschland seit Ende der 1970er–Jahre werden Leitfäden zu geschlechtergerechter Sprachebeschrieben, die ab 1980 zunehmend als Produkte der vorangegangenen Sprachpolitik entstanden. Diese Leitfäden fungieren als Instrumente der Kommunikation für sprachpolitische Analysen und Forderungen. Danach werfen wir einen allgemeinen Blick auf die sprachlichen Mittel zur Personenbezeichnung im Deutschen, um einen Hintergrund für die Diskussionen zu liefern. Die konkreten Umsetzungsvorschläge geschlechtergerechter Personenbezeichnungen werden anschließend, insbesondere im Hinblick auf ihre Anwendbarkeitin Fachtexten, diskutiert. Anhand einiger zentraler Studien werden dann die Zusammenhänge von geschlechtergerechter Sprache und Kognition in Bezug auf das bearbeitete Thema dargestellt. Im abschließenden Analyseteil wird über die Diskussion der in den Konferenz–Abstracts vorgefundenen Personenbezeichnungen den zentralen Fragen nachgegangen, ob und auf welche Art und Weise, die Möglichkeiten geschlechtergerechter Personenbezeichnungen im Kontext der Wissenschaft angewendet werden. Nicht nur gewisse Veränderungen beim Gebrauch geschlechtergerechter Formulierungen in den letzten vierzig Jahren, sondern auch klare Unterschiede, je nach Motivationder SprachbenutzerInnen, können bei dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Es kann anhand der analysierten Abstracts verdeutlicht werden, dass geschlechtergerechte Sprache dazu verwendet wird, Genderstereotype zu vermeiden und möglichst klare und nachvollziehbare Referenzenherzustellen. Die Untersuchung kommt dementsprechend zu dem Schluss, dass es entgegen der jahrzehntelangen Vorwürfe, geschlechtergerechte Sprache sei polemisch und unhandlich, gerade die angestrebte sprachliche Präzision der geschlechtergerechten Sprache ist, die zu deren besonderer Eignung für eine wissenschaftliche Textproduktion beiträgt.

KW - geschlechtergerechte Sprache

KW - Personenbezeichnungen

KW - bundesdeutsches Hochdeutsch

KW - Wissenschaftssprache

KW - Genderlinguistik

KW - feministische Linguistik

KW - Sprachgebrauch

KW - Sprachwandel

KW - gendergerechte Formulierungen

KW - Genderstereotype

KW - Epikoina

KW - Gender

KW - gender-fair language

KW - scientific language

KW - person nouns

KW - gender in German

KW - sexus versus genus

KW - Fair language

KW - Personal nouns

KW - Feminist linguistics

KW - Gender

KW - Standard german

KW - Scientific language

UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=85059449515&partnerID=8YFLogxK

U2 - 10.22210/suvlin.2018.086.05

DO - 10.22210/suvlin.2018.086.05

M3 - Artikel

VL - 44

SP - 261

EP - 290

JO - Suvremena lingvistika

JF - Suvremena lingvistika

IS - 86

ER -

Von denselben Autoren