Der Extremtypus in der Büroarchitektur: Seine Repräsentanten im Wandel der Arbeitswelt und die Bedingungen für ihr Entstehen

Publikation: Qualifikations-/StudienabschlussarbeitDissertation

Autoren

  • Tanja Remke
Forschungs-netzwerk anzeigen

Details

OriginalspracheDeutsch
QualifikationDoktor der Ingenieurwissenschaften
Gradverleihende Hochschule
Betreut von
  • Barbara Zibell, Betreuer*in
Datum der Verleihung des Grades7 Juli 2021
ErscheinungsortHannover
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2021

Abstract

Als Ausgangspunkt für diese Arbeit steht die zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretende Tendenz zur Radikalität in der Gestaltung von Büroarchitekturen. Es soll die Frage beantwortet werden, ob es sich bei dieser bunten, spielplatzähnlichen und teils kindlich anmutenden Entwurfssprache um eine Modeerscheinung oder ein ernst zu nehmendes Phänomen handelt, welches so oder ähnlich bereits in der Vergangenheit wiederkehrend aufgetreten ist und welches als Ordnungsprinzip der Extremtypen möglicherweise im Zusammenhang mit Veränderungsphasen in der Gesellschaft, angezeigt durch Wirtschaftszyklen, steht. Recherchen legen die Vermutung nahe, dass es sich um ein solches Phänomen, genauer um Extremtypen im Sinne der empirischen Sozialforschung handeln könnte, so dass die Ausgangsfrage in drei Hypothesen gefasst wird: 1. Es gibt einen Extremtypus in der Büroarchitektur. 2. Fälle, die diesem Extremtypus nah kommen, treten wiederkehrend auf. 3. Die Parameter für das Entstehen dem Extremtypus naher Fälle sind vergleichbar. Mit einem qualitativen Forschungsansatz werden zwei konkrete Ziele verfolgt: Das bisher wenig strukturierte Forschungsfeld muss geordnet werden, um Strukturen und Regelmäßigkeiten zur Einordnung der benannten Phänomene erkennen zu können. Um sie nicht nur zu erkennen, sondern auch erklären zu können, werden als zweites Ziel inhaltliche Sinnzusammenhänge erarbeitet, mit deren Hilfe die Phänomene im Kontext einer dahinter liegenden Ordnung verstanden werden. Das zur Anwendung kommende Verfahren der Typenbildung nach Kelle & Kluge (2010) bietet einen zweistufigen, durchgängigen Forschungsprozess zur Beantwortung dieser Fragestellungen. In einem ersten Schritt wird als Vorstufe eine eigene quantitative Voruntersuchung durchgeführt, bei der mit dem Merkmal der „Häufigkeit“ in als relevant definierten Quellen Büroarchitekturen in Europa und Nordamerika seit Beginn der Industrialisierung ausgewertet werden. Die ersten drei Fälle dieser Auswertung bilden das Sampling für die zweite Stufe, das Verfahren der Typenbildung mit vier Teilschritten. Das Sampling wird mit den Methoden der Dokumentenanalyse und der qualitativen Kodierung analysiert, aus ihnen abgeleitete Merkmale zur Definition eines Extremtypus in der Büroarchitektur zusammengefasst. Eine erweiterte Fallanalyse von insgesamt fünf Fällen wird auf Grundlage dieser Merkmalsmatrix hin analysiert und die Gruppierung der Fälle in durch Begriffsnetzwerke entstandenen, numerischen Ergebnisblättern, dargestellt. Eine Visualisierung als Netzdiagramm leitet erste Erkenntnisse ab und bildet einen wichtigen Zwischenschritt zur Analyse der empirischen Regelmäßigkeiten, dem eigentlichen Prozessschritt der Typenbildung mit dem Konzept des Merkmalsraumes. Mit ihm können insgesamt sechs Typen in einer Kreuztabelle visualisiert werden. Sie teilen sich in eher homogene Typen auf, bei denen die überwiegende Anzahl der Einzelmerkmale ähnlich stark ausgeprägt ist, sowie in spezifische Typen, bei denen einige Einzelmerkmale extrem weit von anderen bzw. ihrem geometrischen Mittelwert abweichen. Die Einzelmerkmale weisen einen entweder eher baulich orientierten oder eher gesellschaftlich orientierten Charakter auf, dementsprechend können die beiden Typen mit je drei Untertypen, einem eher baulich orientierten, einem gesellschaftlich orientiertem und einem ausgewogenen Typ differenziert werden. Die Analyse inhaltlicher Sinnzusammenhänge vermittelt als Ausblick einen Zusammenhang zwischen dem Entstehen der homogenen sowie spezifischen Typen und sogenannten innovationsgetriebenen Veränderungswellen, auch Kondratieff-Zyklen, aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Als Ergebnis wird eine neue Hypothese formuliert: Homogene Typen entstehen eher zu Beginn, also im Aufschwung einer solchen Veränderungswelle, spezifische Typen hingegen eher im Abschwung, also in der Rezessionsphase einer Veränderungswelle. Die Ausgangsfrage kann dahingehend beantwortet werden, dass es sich bei den zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretenden radikalen Büroarchitekturen um ein ernst zu nehmendes und wiederkehrendes Phänomen handelt, welches in zwei Extremtypen gefasst werden kann. Dabei entsteht der homogene Typ nur in einer Zeit, in der viele Veränderungen und Innovationen zur Entwicklung neuer Büroformen zur Verfügung stehen. Aufbauend auf diesen neuen Erfahrungen können dann in der Abschwungphase einer Veränderungswelle spezifische Typen sozusagen als Kür oder künstlerische Hochform der zur Verfügung stehenden Techniken oder Gestaltungsmotiven entstehen. Die drei Ausgangshypothesen können verifiziert werden: Ein Merkmalsschema für Extremtypen in der Büroarchitektur wird definiert und mit Hilfe dieser Definition ein wiederkehrendes Auftreten von Extremtypen nachgewiesen. Der Ausblick zeigt, dass das Entstehen dieser Extremtypen in einem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Veränderungswellen in der Gesellschaft steht. Bei dem Prozess der Typenbildung handelt es sich um Grundlagenarbeit im Sinne der empirischen Sozialforschung, vielfältige darauf aufbauende Forschungsfragen können anschließen. Als Grundlagenarbeit kann sie zu einem besseren Verständnis der historischen und aktuellen Entwicklungen und Zusammenhänge in der Büroarchitektur beitragen und so mit den planerischen Herausforderungen des heutigen Wandels der Arbeitswelt befassten Personen für ein fundiertes Verständnis der ganzheitlichen Zusammenhänge beim Planen und Entwerfen neuer Bürostrukturen von Nutzen sein.

Zitieren

Der Extremtypus in der Büroarchitektur: Seine Repräsentanten im Wandel der Arbeitswelt und die Bedingungen für ihr Entstehen. / Remke, Tanja.
Hannover, 2021. 438 S.

Publikation: Qualifikations-/StudienabschlussarbeitDissertation

Remke, T 2021, 'Der Extremtypus in der Büroarchitektur: Seine Repräsentanten im Wandel der Arbeitswelt und die Bedingungen für ihr Entstehen', Doktor der Ingenieurwissenschaften, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Hannover. https://doi.org/10.15488/11111
Download
@phdthesis{a3757d9380a7483eac0347a2c8e2ac5d,
title = "Der Extremtypus in der B{\"u}roarchitektur: Seine Repr{\"a}sentanten im Wandel der Arbeitswelt und die Bedingungen f{\"u}r ihr Entstehen",
abstract = "Als Ausgangspunkt f{\"u}r diese Arbeit steht die zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretende Tendenz zur Radikalit{\"a}t in der Gestaltung von B{\"u}roarchitekturen. Es soll die Frage beantwortet werden, ob es sich bei dieser bunten, spielplatz{\"a}hnlichen und teils kindlich anmutenden Entwurfssprache um eine Modeerscheinung oder ein ernst zu nehmendes Ph{\"a}nomen handelt, welches so oder {\"a}hnlich bereits in der Vergangenheit wiederkehrend aufgetreten ist und welches als Ordnungsprinzip der Extremtypen m{\"o}glicherweise im Zusammenhang mit Ver{\"a}nderungsphasen in der Gesellschaft, angezeigt durch Wirtschaftszyklen, steht. Recherchen legen die Vermutung nahe, dass es sich um ein solches Ph{\"a}nomen, genauer um Extremtypen im Sinne der empirischen Sozialforschung handeln k{\"o}nnte, so dass die Ausgangsfrage in drei Hypothesen gefasst wird: 1. Es gibt einen Extremtypus in der B{\"u}roarchitektur. 2. F{\"a}lle, die diesem Extremtypus nah kommen, treten wiederkehrend auf. 3. Die Parameter f{\"u}r das Entstehen dem Extremtypus naher F{\"a}lle sind vergleichbar. Mit einem qualitativen Forschungsansatz werden zwei konkrete Ziele verfolgt: Das bisher wenig strukturierte Forschungsfeld muss geordnet werden, um Strukturen und Regelm{\"a}{\ss}igkeiten zur Einordnung der benannten Ph{\"a}nomene erkennen zu k{\"o}nnen. Um sie nicht nur zu erkennen, sondern auch erkl{\"a}ren zu k{\"o}nnen, werden als zweites Ziel inhaltliche Sinnzusammenh{\"a}nge erarbeitet, mit deren Hilfe die Ph{\"a}nomene im Kontext einer dahinter liegenden Ordnung verstanden werden. Das zur Anwendung kommende Verfahren der Typenbildung nach Kelle & Kluge (2010) bietet einen zweistufigen, durchg{\"a}ngigen Forschungsprozess zur Beantwortung dieser Fragestellungen. In einem ersten Schritt wird als Vorstufe eine eigene quantitative Voruntersuchung durchgef{\"u}hrt, bei der mit dem Merkmal der „H{\"a}ufigkeit“ in als relevant definierten Quellen B{\"u}roarchitekturen in Europa und Nordamerika seit Beginn der Industrialisierung ausgewertet werden. Die ersten drei F{\"a}lle dieser Auswertung bilden das Sampling f{\"u}r die zweite Stufe, das Verfahren der Typenbildung mit vier Teilschritten. Das Sampling wird mit den Methoden der Dokumentenanalyse und der qualitativen Kodierung analysiert, aus ihnen abgeleitete Merkmale zur Definition eines Extremtypus in der B{\"u}roarchitektur zusammengefasst. Eine erweiterte Fallanalyse von insgesamt f{\"u}nf F{\"a}llen wird auf Grundlage dieser Merkmalsmatrix hin analysiert und die Gruppierung der F{\"a}lle in durch Begriffsnetzwerke entstandenen, numerischen Ergebnisbl{\"a}ttern, dargestellt. Eine Visualisierung als Netzdiagramm leitet erste Erkenntnisse ab und bildet einen wichtigen Zwischenschritt zur Analyse der empirischen Regelm{\"a}{\ss}igkeiten, dem eigentlichen Prozessschritt der Typenbildung mit dem Konzept des Merkmalsraumes. Mit ihm k{\"o}nnen insgesamt sechs Typen in einer Kreuztabelle visualisiert werden. Sie teilen sich in eher homogene Typen auf, bei denen die {\"u}berwiegende Anzahl der Einzelmerkmale {\"a}hnlich stark ausgepr{\"a}gt ist, sowie in spezifische Typen, bei denen einige Einzelmerkmale extrem weit von anderen bzw. ihrem geometrischen Mittelwert abweichen. Die Einzelmerkmale weisen einen entweder eher baulich orientierten oder eher gesellschaftlich orientierten Charakter auf, dementsprechend k{\"o}nnen die beiden Typen mit je drei Untertypen, einem eher baulich orientierten, einem gesellschaftlich orientiertem und einem ausgewogenen Typ differenziert werden. Die Analyse inhaltlicher Sinnzusammenh{\"a}nge vermittelt als Ausblick einen Zusammenhang zwischen dem Entstehen der homogenen sowie spezifischen Typen und sogenannten innovationsgetriebenen Ver{\"a}nderungswellen, auch Kondratieff-Zyklen, aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Als Ergebnis wird eine neue Hypothese formuliert: Homogene Typen entstehen eher zu Beginn, also im Aufschwung einer solchen Ver{\"a}nderungswelle, spezifische Typen hingegen eher im Abschwung, also in der Rezessionsphase einer Ver{\"a}nderungswelle. Die Ausgangsfrage kann dahingehend beantwortet werden, dass es sich bei den zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretenden radikalen B{\"u}roarchitekturen um ein ernst zu nehmendes und wiederkehrendes Ph{\"a}nomen handelt, welches in zwei Extremtypen gefasst werden kann. Dabei entsteht der homogene Typ nur in einer Zeit, in der viele Ver{\"a}nderungen und Innovationen zur Entwicklung neuer B{\"u}roformen zur Verf{\"u}gung stehen. Aufbauend auf diesen neuen Erfahrungen k{\"o}nnen dann in der Abschwungphase einer Ver{\"a}nderungswelle spezifische Typen sozusagen als K{\"u}r oder k{\"u}nstlerische Hochform der zur Verf{\"u}gung stehenden Techniken oder Gestaltungsmotiven entstehen. Die drei Ausgangshypothesen k{\"o}nnen verifiziert werden: Ein Merkmalsschema f{\"u}r Extremtypen in der B{\"u}roarchitektur wird definiert und mit Hilfe dieser Definition ein wiederkehrendes Auftreten von Extremtypen nachgewiesen. Der Ausblick zeigt, dass das Entstehen dieser Extremtypen in einem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Ver{\"a}nderungswellen in der Gesellschaft steht. Bei dem Prozess der Typenbildung handelt es sich um Grundlagenarbeit im Sinne der empirischen Sozialforschung, vielf{\"a}ltige darauf aufbauende Forschungsfragen k{\"o}nnen anschlie{\ss}en. Als Grundlagenarbeit kann sie zu einem besseren Verst{\"a}ndnis der historischen und aktuellen Entwicklungen und Zusammenh{\"a}nge in der B{\"u}roarchitektur beitragen und so mit den planerischen Herausforderungen des heutigen Wandels der Arbeitswelt befassten Personen f{\"u}r ein fundiertes Verst{\"a}ndnis der ganzheitlichen Zusammenh{\"a}nge beim Planen und Entwerfen neuer B{\"u}rostrukturen von Nutzen sein.",
author = "Tanja Remke",
note = "Dissertation",
year = "2021",
doi = "10.15488/11111",
language = "Deutsch",
school = "Gottfried Wilhelm Leibniz Universit{\"a}t Hannover",

}

Download

TY - BOOK

T1 - Der Extremtypus in der Büroarchitektur

T2 - Seine Repräsentanten im Wandel der Arbeitswelt und die Bedingungen für ihr Entstehen

AU - Remke, Tanja

N1 - Dissertation

PY - 2021

Y1 - 2021

N2 - Als Ausgangspunkt für diese Arbeit steht die zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretende Tendenz zur Radikalität in der Gestaltung von Büroarchitekturen. Es soll die Frage beantwortet werden, ob es sich bei dieser bunten, spielplatzähnlichen und teils kindlich anmutenden Entwurfssprache um eine Modeerscheinung oder ein ernst zu nehmendes Phänomen handelt, welches so oder ähnlich bereits in der Vergangenheit wiederkehrend aufgetreten ist und welches als Ordnungsprinzip der Extremtypen möglicherweise im Zusammenhang mit Veränderungsphasen in der Gesellschaft, angezeigt durch Wirtschaftszyklen, steht. Recherchen legen die Vermutung nahe, dass es sich um ein solches Phänomen, genauer um Extremtypen im Sinne der empirischen Sozialforschung handeln könnte, so dass die Ausgangsfrage in drei Hypothesen gefasst wird: 1. Es gibt einen Extremtypus in der Büroarchitektur. 2. Fälle, die diesem Extremtypus nah kommen, treten wiederkehrend auf. 3. Die Parameter für das Entstehen dem Extremtypus naher Fälle sind vergleichbar. Mit einem qualitativen Forschungsansatz werden zwei konkrete Ziele verfolgt: Das bisher wenig strukturierte Forschungsfeld muss geordnet werden, um Strukturen und Regelmäßigkeiten zur Einordnung der benannten Phänomene erkennen zu können. Um sie nicht nur zu erkennen, sondern auch erklären zu können, werden als zweites Ziel inhaltliche Sinnzusammenhänge erarbeitet, mit deren Hilfe die Phänomene im Kontext einer dahinter liegenden Ordnung verstanden werden. Das zur Anwendung kommende Verfahren der Typenbildung nach Kelle & Kluge (2010) bietet einen zweistufigen, durchgängigen Forschungsprozess zur Beantwortung dieser Fragestellungen. In einem ersten Schritt wird als Vorstufe eine eigene quantitative Voruntersuchung durchgeführt, bei der mit dem Merkmal der „Häufigkeit“ in als relevant definierten Quellen Büroarchitekturen in Europa und Nordamerika seit Beginn der Industrialisierung ausgewertet werden. Die ersten drei Fälle dieser Auswertung bilden das Sampling für die zweite Stufe, das Verfahren der Typenbildung mit vier Teilschritten. Das Sampling wird mit den Methoden der Dokumentenanalyse und der qualitativen Kodierung analysiert, aus ihnen abgeleitete Merkmale zur Definition eines Extremtypus in der Büroarchitektur zusammengefasst. Eine erweiterte Fallanalyse von insgesamt fünf Fällen wird auf Grundlage dieser Merkmalsmatrix hin analysiert und die Gruppierung der Fälle in durch Begriffsnetzwerke entstandenen, numerischen Ergebnisblättern, dargestellt. Eine Visualisierung als Netzdiagramm leitet erste Erkenntnisse ab und bildet einen wichtigen Zwischenschritt zur Analyse der empirischen Regelmäßigkeiten, dem eigentlichen Prozessschritt der Typenbildung mit dem Konzept des Merkmalsraumes. Mit ihm können insgesamt sechs Typen in einer Kreuztabelle visualisiert werden. Sie teilen sich in eher homogene Typen auf, bei denen die überwiegende Anzahl der Einzelmerkmale ähnlich stark ausgeprägt ist, sowie in spezifische Typen, bei denen einige Einzelmerkmale extrem weit von anderen bzw. ihrem geometrischen Mittelwert abweichen. Die Einzelmerkmale weisen einen entweder eher baulich orientierten oder eher gesellschaftlich orientierten Charakter auf, dementsprechend können die beiden Typen mit je drei Untertypen, einem eher baulich orientierten, einem gesellschaftlich orientiertem und einem ausgewogenen Typ differenziert werden. Die Analyse inhaltlicher Sinnzusammenhänge vermittelt als Ausblick einen Zusammenhang zwischen dem Entstehen der homogenen sowie spezifischen Typen und sogenannten innovationsgetriebenen Veränderungswellen, auch Kondratieff-Zyklen, aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Als Ergebnis wird eine neue Hypothese formuliert: Homogene Typen entstehen eher zu Beginn, also im Aufschwung einer solchen Veränderungswelle, spezifische Typen hingegen eher im Abschwung, also in der Rezessionsphase einer Veränderungswelle. Die Ausgangsfrage kann dahingehend beantwortet werden, dass es sich bei den zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretenden radikalen Büroarchitekturen um ein ernst zu nehmendes und wiederkehrendes Phänomen handelt, welches in zwei Extremtypen gefasst werden kann. Dabei entsteht der homogene Typ nur in einer Zeit, in der viele Veränderungen und Innovationen zur Entwicklung neuer Büroformen zur Verfügung stehen. Aufbauend auf diesen neuen Erfahrungen können dann in der Abschwungphase einer Veränderungswelle spezifische Typen sozusagen als Kür oder künstlerische Hochform der zur Verfügung stehenden Techniken oder Gestaltungsmotiven entstehen. Die drei Ausgangshypothesen können verifiziert werden: Ein Merkmalsschema für Extremtypen in der Büroarchitektur wird definiert und mit Hilfe dieser Definition ein wiederkehrendes Auftreten von Extremtypen nachgewiesen. Der Ausblick zeigt, dass das Entstehen dieser Extremtypen in einem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Veränderungswellen in der Gesellschaft steht. Bei dem Prozess der Typenbildung handelt es sich um Grundlagenarbeit im Sinne der empirischen Sozialforschung, vielfältige darauf aufbauende Forschungsfragen können anschließen. Als Grundlagenarbeit kann sie zu einem besseren Verständnis der historischen und aktuellen Entwicklungen und Zusammenhänge in der Büroarchitektur beitragen und so mit den planerischen Herausforderungen des heutigen Wandels der Arbeitswelt befassten Personen für ein fundiertes Verständnis der ganzheitlichen Zusammenhänge beim Planen und Entwerfen neuer Bürostrukturen von Nutzen sein.

AB - Als Ausgangspunkt für diese Arbeit steht die zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretende Tendenz zur Radikalität in der Gestaltung von Büroarchitekturen. Es soll die Frage beantwortet werden, ob es sich bei dieser bunten, spielplatzähnlichen und teils kindlich anmutenden Entwurfssprache um eine Modeerscheinung oder ein ernst zu nehmendes Phänomen handelt, welches so oder ähnlich bereits in der Vergangenheit wiederkehrend aufgetreten ist und welches als Ordnungsprinzip der Extremtypen möglicherweise im Zusammenhang mit Veränderungsphasen in der Gesellschaft, angezeigt durch Wirtschaftszyklen, steht. Recherchen legen die Vermutung nahe, dass es sich um ein solches Phänomen, genauer um Extremtypen im Sinne der empirischen Sozialforschung handeln könnte, so dass die Ausgangsfrage in drei Hypothesen gefasst wird: 1. Es gibt einen Extremtypus in der Büroarchitektur. 2. Fälle, die diesem Extremtypus nah kommen, treten wiederkehrend auf. 3. Die Parameter für das Entstehen dem Extremtypus naher Fälle sind vergleichbar. Mit einem qualitativen Forschungsansatz werden zwei konkrete Ziele verfolgt: Das bisher wenig strukturierte Forschungsfeld muss geordnet werden, um Strukturen und Regelmäßigkeiten zur Einordnung der benannten Phänomene erkennen zu können. Um sie nicht nur zu erkennen, sondern auch erklären zu können, werden als zweites Ziel inhaltliche Sinnzusammenhänge erarbeitet, mit deren Hilfe die Phänomene im Kontext einer dahinter liegenden Ordnung verstanden werden. Das zur Anwendung kommende Verfahren der Typenbildung nach Kelle & Kluge (2010) bietet einen zweistufigen, durchgängigen Forschungsprozess zur Beantwortung dieser Fragestellungen. In einem ersten Schritt wird als Vorstufe eine eigene quantitative Voruntersuchung durchgeführt, bei der mit dem Merkmal der „Häufigkeit“ in als relevant definierten Quellen Büroarchitekturen in Europa und Nordamerika seit Beginn der Industrialisierung ausgewertet werden. Die ersten drei Fälle dieser Auswertung bilden das Sampling für die zweite Stufe, das Verfahren der Typenbildung mit vier Teilschritten. Das Sampling wird mit den Methoden der Dokumentenanalyse und der qualitativen Kodierung analysiert, aus ihnen abgeleitete Merkmale zur Definition eines Extremtypus in der Büroarchitektur zusammengefasst. Eine erweiterte Fallanalyse von insgesamt fünf Fällen wird auf Grundlage dieser Merkmalsmatrix hin analysiert und die Gruppierung der Fälle in durch Begriffsnetzwerke entstandenen, numerischen Ergebnisblättern, dargestellt. Eine Visualisierung als Netzdiagramm leitet erste Erkenntnisse ab und bildet einen wichtigen Zwischenschritt zur Analyse der empirischen Regelmäßigkeiten, dem eigentlichen Prozessschritt der Typenbildung mit dem Konzept des Merkmalsraumes. Mit ihm können insgesamt sechs Typen in einer Kreuztabelle visualisiert werden. Sie teilen sich in eher homogene Typen auf, bei denen die überwiegende Anzahl der Einzelmerkmale ähnlich stark ausgeprägt ist, sowie in spezifische Typen, bei denen einige Einzelmerkmale extrem weit von anderen bzw. ihrem geometrischen Mittelwert abweichen. Die Einzelmerkmale weisen einen entweder eher baulich orientierten oder eher gesellschaftlich orientierten Charakter auf, dementsprechend können die beiden Typen mit je drei Untertypen, einem eher baulich orientierten, einem gesellschaftlich orientiertem und einem ausgewogenen Typ differenziert werden. Die Analyse inhaltlicher Sinnzusammenhänge vermittelt als Ausblick einen Zusammenhang zwischen dem Entstehen der homogenen sowie spezifischen Typen und sogenannten innovationsgetriebenen Veränderungswellen, auch Kondratieff-Zyklen, aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Als Ergebnis wird eine neue Hypothese formuliert: Homogene Typen entstehen eher zu Beginn, also im Aufschwung einer solchen Veränderungswelle, spezifische Typen hingegen eher im Abschwung, also in der Rezessionsphase einer Veränderungswelle. Die Ausgangsfrage kann dahingehend beantwortet werden, dass es sich bei den zu Beginn des 21. Jahrhunderts auftretenden radikalen Büroarchitekturen um ein ernst zu nehmendes und wiederkehrendes Phänomen handelt, welches in zwei Extremtypen gefasst werden kann. Dabei entsteht der homogene Typ nur in einer Zeit, in der viele Veränderungen und Innovationen zur Entwicklung neuer Büroformen zur Verfügung stehen. Aufbauend auf diesen neuen Erfahrungen können dann in der Abschwungphase einer Veränderungswelle spezifische Typen sozusagen als Kür oder künstlerische Hochform der zur Verfügung stehenden Techniken oder Gestaltungsmotiven entstehen. Die drei Ausgangshypothesen können verifiziert werden: Ein Merkmalsschema für Extremtypen in der Büroarchitektur wird definiert und mit Hilfe dieser Definition ein wiederkehrendes Auftreten von Extremtypen nachgewiesen. Der Ausblick zeigt, dass das Entstehen dieser Extremtypen in einem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Veränderungswellen in der Gesellschaft steht. Bei dem Prozess der Typenbildung handelt es sich um Grundlagenarbeit im Sinne der empirischen Sozialforschung, vielfältige darauf aufbauende Forschungsfragen können anschließen. Als Grundlagenarbeit kann sie zu einem besseren Verständnis der historischen und aktuellen Entwicklungen und Zusammenhänge in der Büroarchitektur beitragen und so mit den planerischen Herausforderungen des heutigen Wandels der Arbeitswelt befassten Personen für ein fundiertes Verständnis der ganzheitlichen Zusammenhänge beim Planen und Entwerfen neuer Bürostrukturen von Nutzen sein.

U2 - 10.15488/11111

DO - 10.15488/11111

M3 - Dissertation

CY - Hannover

ER -