Der Einfluss von Akteursperspektiven auf kommunikativ gestaltete Planungsprozesse: Divergenz und Konvergenz akteursspezifischer Handlungskulturen an den Schnittstellen partizipativer Planungsprozesse und ihr Einfluss auf die Planung

Publikation: Qualifikations-/StudienabschlussarbeitDissertation

Autoren

  • Almut Wolff

Organisationseinheiten

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Details

OriginalspracheDeutsch
QualifikationDoktor der Ingenieurwissenschaften
Gradverleihende Hochschule
Betreut von
  • Frank Othengrafen, Betreuer*in
Datum der Verleihung des Grades24 März 2021
ErscheinungsortHannover
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2021

Abstract

Welchen Einfluss haben unterschiedliche Akteursperspektiven auf städtebauliche Planungsprozesse? Dieser Frage geht die vorliegende Arbeit nach und untersucht diese Perspektiven im Kontext der im Laufe des Planungsprozesses entstehenden Planungskultur. Eine Vielzahl von Akteuren interagiert im Laufe eines Planungsprozesses und nimmt so Einfluss auf das Planungsergebnis. Dennoch findet hier kein Aushandlungsprozess in einer geschlossenen Arena statt, sondern die Akteure treffen in unter-schiedlichsten Kommunikationskontexten aufeinander. Auch die Entscheidungsfindungsprozesse sind von der Vielfalt der Arenen gekennzeichnet. An diese Beobachtungen anknüpfend wird in dieser Arbeit ein eigener analytischer Ansatz zur Pla-nungskultur entwickelt. Es entsteht ein auf Polykollektivität basierender Kulturbegriff, der davon aus-geht, dass die involvierten Kollektive eine spezifische Planungskultur erst in der Interaktion entwickeln. Planungskultur ist somit eine heterogene Kultur, in der neben gemeinsamen Standardisierungen auch divergierende Interessen und Vorstellungen ihren Ausdruck finden. Darüber hinaus ist die Gestaltung der Schnittstellen (Hand-Offs) im Planungsprozess Thema dieser Studie. Durch die Vielzahl der Prozesse und Arenen, in denen planerische Entscheidungen getroffen werden, sind die Planungsinhalte ganz unterschiedlichen Handlungslogiken der jeweiligen Akteure unterworfen. Die Planungsinhalte werden in teilweise parallelen Aushandlungsprozessen verhandelt. Und in unterschiedlichen Planungsphasen haben jeweils verschiedene Akteure Zugriff und Einfluss auf die Planungen. Verantwortlichkeiten und Handlungshoheit sowie dokumentierte Ergebnisse der kom-munikativen und gestalterischen Prozesse (Planungsartefakte) werden übergeben. Die Handlungslogi-ken der einzelnen Akteure filtern dabei jeweils die weiteren Planungsergebnisse. Diese Arbeit untersucht am Fallbeispiel des Neuen Hulsbergviertels in Bremen, wie durch Interaktion und Aushandlungsprozesse eine Planungskultur entsteht. Sie wird geprägt von den unterschiedlichen Haltungen und Zielvorstellungen der Akteure zu Prozessgestaltung, legitimen Entscheidungsfindungs-prozessen und Planungszielen. Die Akteure bringen eigene kulturelle Standardisierungen und Machtressourcen mit in den Interaktionsprozess und tragen so zu einer Planungskultur bei. Das Neue Hulsbergviertel entsteht auf Konversionsflächen (14 ha) eines innenstadtnahen Krankenhau-ses. Ziel ist die Entwicklung eines kleinteilig gemischten, nachhaltigen Quartiers mit einem hohen An-teil geförderten Wohnungsbaus und Baugruppen. Das Projekt wurde von der Stadt Bremen als Mo-dellprojekt für kommunikative Gestaltung des Planungsprozesses initiiert. Eine informelle Bürgerbe-teiligung fand von der Definition der Planungsziele bis zur Entwicklung der Bauleitplanung statt. Parallel zum Planungsprozess wurden Interviews mit verschiedenen Akteuren geführt, die Dokumente der Planung analysiert und der Prozess in teilnehmender Beobachtung begleitet. Dabei konnten die Hand-Offs als Kondensationspunkte für die Sichtbarkeit von Akteursperspektiven identifiziert werden. Die Planungskultur wurde durch die Betrachtung von Kollektiven mit ihrer spezifischen Kultur, Arenen der Kommunikation mit ihren Standardisierungen, Diskursen zu Planungsinhalten und Prozessgestal-tung sowie den dynamischen Machtkonstellationen und Legitimitätskonstruktionen analysiert. Basie-rend auf den Erkenntnissen der empirischen Untersuchung konnte das entwickelte Planungskulturmo-dell weiter geschärft werden. Aus der Analyse der polykollektiven Interaktionen in der Fallstudie kön-nen Hinweise für die Gestaltung von kommunikativen Planungsprozessen hergeleitet werden.

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T1 - Der Einfluss von Akteursperspektiven auf kommunikativ gestaltete Planungsprozesse

T2 - Divergenz und Konvergenz akteursspezifischer Handlungskulturen an den Schnittstellen partizipativer Planungsprozesse und ihr Einfluss auf die Planung

AU - Wolff, Almut

N1 - Dissertation

PY - 2021

Y1 - 2021

N2 - Welchen Einfluss haben unterschiedliche Akteursperspektiven auf städtebauliche Planungsprozesse? Dieser Frage geht die vorliegende Arbeit nach und untersucht diese Perspektiven im Kontext der im Laufe des Planungsprozesses entstehenden Planungskultur. Eine Vielzahl von Akteuren interagiert im Laufe eines Planungsprozesses und nimmt so Einfluss auf das Planungsergebnis. Dennoch findet hier kein Aushandlungsprozess in einer geschlossenen Arena statt, sondern die Akteure treffen in unter-schiedlichsten Kommunikationskontexten aufeinander. Auch die Entscheidungsfindungsprozesse sind von der Vielfalt der Arenen gekennzeichnet. An diese Beobachtungen anknüpfend wird in dieser Arbeit ein eigener analytischer Ansatz zur Pla-nungskultur entwickelt. Es entsteht ein auf Polykollektivität basierender Kulturbegriff, der davon aus-geht, dass die involvierten Kollektive eine spezifische Planungskultur erst in der Interaktion entwickeln. Planungskultur ist somit eine heterogene Kultur, in der neben gemeinsamen Standardisierungen auch divergierende Interessen und Vorstellungen ihren Ausdruck finden. Darüber hinaus ist die Gestaltung der Schnittstellen (Hand-Offs) im Planungsprozess Thema dieser Studie. Durch die Vielzahl der Prozesse und Arenen, in denen planerische Entscheidungen getroffen werden, sind die Planungsinhalte ganz unterschiedlichen Handlungslogiken der jeweiligen Akteure unterworfen. Die Planungsinhalte werden in teilweise parallelen Aushandlungsprozessen verhandelt. Und in unterschiedlichen Planungsphasen haben jeweils verschiedene Akteure Zugriff und Einfluss auf die Planungen. Verantwortlichkeiten und Handlungshoheit sowie dokumentierte Ergebnisse der kom-munikativen und gestalterischen Prozesse (Planungsartefakte) werden übergeben. Die Handlungslogi-ken der einzelnen Akteure filtern dabei jeweils die weiteren Planungsergebnisse. Diese Arbeit untersucht am Fallbeispiel des Neuen Hulsbergviertels in Bremen, wie durch Interaktion und Aushandlungsprozesse eine Planungskultur entsteht. Sie wird geprägt von den unterschiedlichen Haltungen und Zielvorstellungen der Akteure zu Prozessgestaltung, legitimen Entscheidungsfindungs-prozessen und Planungszielen. Die Akteure bringen eigene kulturelle Standardisierungen und Machtressourcen mit in den Interaktionsprozess und tragen so zu einer Planungskultur bei. Das Neue Hulsbergviertel entsteht auf Konversionsflächen (14 ha) eines innenstadtnahen Krankenhau-ses. Ziel ist die Entwicklung eines kleinteilig gemischten, nachhaltigen Quartiers mit einem hohen An-teil geförderten Wohnungsbaus und Baugruppen. Das Projekt wurde von der Stadt Bremen als Mo-dellprojekt für kommunikative Gestaltung des Planungsprozesses initiiert. Eine informelle Bürgerbe-teiligung fand von der Definition der Planungsziele bis zur Entwicklung der Bauleitplanung statt. Parallel zum Planungsprozess wurden Interviews mit verschiedenen Akteuren geführt, die Dokumente der Planung analysiert und der Prozess in teilnehmender Beobachtung begleitet. Dabei konnten die Hand-Offs als Kondensationspunkte für die Sichtbarkeit von Akteursperspektiven identifiziert werden. Die Planungskultur wurde durch die Betrachtung von Kollektiven mit ihrer spezifischen Kultur, Arenen der Kommunikation mit ihren Standardisierungen, Diskursen zu Planungsinhalten und Prozessgestal-tung sowie den dynamischen Machtkonstellationen und Legitimitätskonstruktionen analysiert. Basie-rend auf den Erkenntnissen der empirischen Untersuchung konnte das entwickelte Planungskulturmo-dell weiter geschärft werden. Aus der Analyse der polykollektiven Interaktionen in der Fallstudie kön-nen Hinweise für die Gestaltung von kommunikativen Planungsprozessen hergeleitet werden.

AB - Welchen Einfluss haben unterschiedliche Akteursperspektiven auf städtebauliche Planungsprozesse? Dieser Frage geht die vorliegende Arbeit nach und untersucht diese Perspektiven im Kontext der im Laufe des Planungsprozesses entstehenden Planungskultur. Eine Vielzahl von Akteuren interagiert im Laufe eines Planungsprozesses und nimmt so Einfluss auf das Planungsergebnis. Dennoch findet hier kein Aushandlungsprozess in einer geschlossenen Arena statt, sondern die Akteure treffen in unter-schiedlichsten Kommunikationskontexten aufeinander. Auch die Entscheidungsfindungsprozesse sind von der Vielfalt der Arenen gekennzeichnet. An diese Beobachtungen anknüpfend wird in dieser Arbeit ein eigener analytischer Ansatz zur Pla-nungskultur entwickelt. Es entsteht ein auf Polykollektivität basierender Kulturbegriff, der davon aus-geht, dass die involvierten Kollektive eine spezifische Planungskultur erst in der Interaktion entwickeln. Planungskultur ist somit eine heterogene Kultur, in der neben gemeinsamen Standardisierungen auch divergierende Interessen und Vorstellungen ihren Ausdruck finden. Darüber hinaus ist die Gestaltung der Schnittstellen (Hand-Offs) im Planungsprozess Thema dieser Studie. Durch die Vielzahl der Prozesse und Arenen, in denen planerische Entscheidungen getroffen werden, sind die Planungsinhalte ganz unterschiedlichen Handlungslogiken der jeweiligen Akteure unterworfen. Die Planungsinhalte werden in teilweise parallelen Aushandlungsprozessen verhandelt. Und in unterschiedlichen Planungsphasen haben jeweils verschiedene Akteure Zugriff und Einfluss auf die Planungen. Verantwortlichkeiten und Handlungshoheit sowie dokumentierte Ergebnisse der kom-munikativen und gestalterischen Prozesse (Planungsartefakte) werden übergeben. Die Handlungslogi-ken der einzelnen Akteure filtern dabei jeweils die weiteren Planungsergebnisse. Diese Arbeit untersucht am Fallbeispiel des Neuen Hulsbergviertels in Bremen, wie durch Interaktion und Aushandlungsprozesse eine Planungskultur entsteht. Sie wird geprägt von den unterschiedlichen Haltungen und Zielvorstellungen der Akteure zu Prozessgestaltung, legitimen Entscheidungsfindungs-prozessen und Planungszielen. Die Akteure bringen eigene kulturelle Standardisierungen und Machtressourcen mit in den Interaktionsprozess und tragen so zu einer Planungskultur bei. Das Neue Hulsbergviertel entsteht auf Konversionsflächen (14 ha) eines innenstadtnahen Krankenhau-ses. Ziel ist die Entwicklung eines kleinteilig gemischten, nachhaltigen Quartiers mit einem hohen An-teil geförderten Wohnungsbaus und Baugruppen. Das Projekt wurde von der Stadt Bremen als Mo-dellprojekt für kommunikative Gestaltung des Planungsprozesses initiiert. Eine informelle Bürgerbe-teiligung fand von der Definition der Planungsziele bis zur Entwicklung der Bauleitplanung statt. Parallel zum Planungsprozess wurden Interviews mit verschiedenen Akteuren geführt, die Dokumente der Planung analysiert und der Prozess in teilnehmender Beobachtung begleitet. Dabei konnten die Hand-Offs als Kondensationspunkte für die Sichtbarkeit von Akteursperspektiven identifiziert werden. Die Planungskultur wurde durch die Betrachtung von Kollektiven mit ihrer spezifischen Kultur, Arenen der Kommunikation mit ihren Standardisierungen, Diskursen zu Planungsinhalten und Prozessgestal-tung sowie den dynamischen Machtkonstellationen und Legitimitätskonstruktionen analysiert. Basie-rend auf den Erkenntnissen der empirischen Untersuchung konnte das entwickelte Planungskulturmo-dell weiter geschärft werden. Aus der Analyse der polykollektiven Interaktionen in der Fallstudie kön-nen Hinweise für die Gestaltung von kommunikativen Planungsprozessen hergeleitet werden.

U2 - 10.15488/11341

DO - 10.15488/11341

M3 - Dissertation

CY - Hannover

ER -